: Quotenbringer Dokumentationen
■ 3sat und arte setzen in diesem Jahr auf das „Problemgenre“
Auf der Jagd nach Einschaltquoten wird derzeit ein lange vernachlässigtes Genre wiederentdeckt. Premiere hatte den Trend zuerst erkannt und setzt schon seit einiger Zeit auf den guten alten Dokumentarfilm. Nun hat sich auch bei 3sat herumgesprochen, wie die Leute hinterm Ofen hervorzulocken sind. „Die Zuschauer sind mit Fiction-Formaten übersättigt. Sie wollen dazulernen, ihren Horizont erweitern“, meint 3sat-Koordinator Walter Konrad. „Mit Dokumentationen und Dokumentarfilmen schaffen wir Zuschauerzahlen von über einer Million, was für unsere Verhältnisse sensationell ist.“ Solche Quoten bescheren dem Sender nämlich sonst nur Wiederholungen aus Krimireihen wie „Tatort“.
Natürlich soll der überraschende Erfolg weiter ausgeschlachtet werden, und das läßt sich 3sat einiges kosten: Der Etat für Auftragsproduktionen im Dokumentarbereich wurde für 1995 um 20 Prozent erhöht – auf 1,5 Millionen Mark. Zusätzlich zur „Umweltdokumentation“ mittwochs um 20.15 Uhr und zum „Naturfilm“ freitags zur Prime time gibt es ab Herbst samstags um 14.30 Uhr Ethno-Reihen und sonntags um 20.15 Uhr Wissenschaftsfilme wie „TerraX“ zu sehen. Noch bis zum Frühsommer laufen unter dem Titel „Dokumentarfilmzeit“ sechs Autorengespräche (sonntags, 21 Uhr). Auch der deutsch-französische Kulturkanal arte will sich mehr für das „Problemgenre“ ins Zeug legen. „Der Zuschauer lechzt heute nach Sinn. Dokumentarfilme überrunden mit der Einschaltquote manchmal sogar Fernsehspiele“, weiß Klaus Wenger, Redaktionsleiter der arte-Abteilung Dokumentation und Dokumentarfilm. Im laufenden Jahr bietet arte 500 Stunden Dokumentarfilme an, und das neuerdings zur besten Sendezeit zwischen 18 und 20 Uhr. Hinzu kommen Dokubeiträge aus 144 Themenbereichen. An dokumentarischen Neuproduktionen wird sich arte mit rund 30 Millionen Mark beteiligen. Caro Wenzel
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