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■ QuerspalteKerkeling wird Minister!

Stehen die Bündnisgrünen vor der schwersten Krise ihrer Geschichte? In Insider-Kreisen wurden jedenfalls gestern entsprechende Stimmen laut, nachdem Hape Kerkeling, favorisierter Kandidat der Partei für die Bürgermeisterwahl in Recklinghausen, bei seinen Gesinnungsgenossen abgesagt hatte. „Auch mit mir hätten die Grünen wohl kaum die absolute Mehrheit erlangt“, erklärte der Wahl- Recklinghausener.

Für den nächsten Schock sorgte Joschka Fischer, der designierte Außenminister einer begrünten Koalition. Der Woche teilte er mit, daß ihn dieser Job gar nicht interessiere: „Ich versichere Ihnen: Ich will es nicht, und ich werde es nicht.“ Das klingt so, als ob es einer wird, der es auch nicht werden will, aber, im Gegensatz zu Fischer, es nicht verhindern kann.

Beide Absagen kommen einer Sensation gleich. Kerkelings Weg in die Politik war vorgezeichnet: Weil er als TV-Entertainer zuletzt kaum noch von sich reden machte, hätte er unbedingt eine neue Herausforderung gebraucht. Was hat er ansonsten schon für Zukunftsperspektiven: Wirt? Kaum, denn Recklinghausener gehen nicht vor die Tür. Star-Kolumnist? Dafür sieht er nicht doof genug aus. Und Fischers gesamte Karriereplanung war minutiös auf den Außenministerposten ausgerichtet. Bisher das einzige Problem für ihn: Welcher Hiwi hält die Fraktion auf meinem Kurs, während ich durch die Weltgeschichte jette?

Der Schlamassel ist zwar groß, aber die Lösung liegt auf der Hand. Fischer muß für den Bürgermeisterposten in Recklinghausen kandidieren, denn dann bekommt die Partei in dem Kaff die absolute Mehrheit, die Kerkeling nicht geholt hätte. Der Vorteil für Fischer: Wenn er zum Häuptling gewählt wird, kann er nebenbei noch als Fraktionsvorsitzender in Bonn amtieren. Für Kerkeling bleibt da nur der undankbare Job des Außenministers. Was er dazu sagen wird, ist jetzt schon klar: „Ich versichere Ihnen: Ich will es nicht, aber ich werde es trotzdem tun.“ Schließlich steht die rotgrüne Zukunft auf dem Spiel. René Martens

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