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■ QuerspalteBaggerfahren in der Gummizelle

Jürgen Schneider also, Immobilienhai, Betrüger und staatlich anerkannter Pleitier, kürzlich zu 6,75 Jahren Knast verurteilt, schreibt jetzt Rechtsgeschichte: Schneider soll seinen eigenen Konkurs abwickeln helfen. Sein Konkursverwalter hat sich gestern bereit erklärt, ihn als Freigänger zu beschäftigen. Und ein solcher fester Job ist Voraussetzung für den offenen Vollzug, bei Schneider – gute Führung vorausgesetzt – noch rund zwei Jahre.

Dieses beispielhaft entgeltfreie Engagement wird Schule machen. Nahezu naheliegend, daß demnächst der verurteilte Bankräuber sich in der örtlichen Kreissparkasse eigenresozialisiert – erst am Schalter im Kundengespräch mit seinen ehemaligen Geiseln, dann als Geldbote. Reuige Killer bekommen Beraterverträge der Mordkommissionen, Ladendiebe besetzen die Supermarktkassen. Steuerbetrüger sitzen ihre Zeit erst aktenbeladen im gardinengilben Finanzamt ab, wo sie sich als Insider für die Außendienstarbeit als Steuerfahnder qualifizieren. Rösner und Degowski machen ein Praktikum beim Kirchenfunk (Redaktion Michael Born), die letzten RAF-Veteranen hospitieren beim BKA (wenn sie nicht längst dort undercover angestellt sind).

Doch bei solchen Selbstverständlichkeiten darf eine moderne Gesellschaft nicht stehenbleiben. So werden alle Büros des anerkannten Verbrechersyndikats der Immobilienhändler bundesweit in die verwaisten Knastzellen verlegt, der Firmensitz Ring Deutscher Makler geht nach Stammheim (mit Kontaktsperre), das erdbebenfreudige RWE baut testweise ein Klasse-AKW auf dem Ätna. Rund geht es auch am Stammsitz der Mafia, deutsche Niederlassung Bonn: Zur Veranschaulichung des eigenen politischen Tuns werden alle „Diäten“ auf diätöses Niveau heruntergefahren und nur noch beim Sozialamt auf Gutscheinbasis für Aldi abgestottert. Kohl in die Produktion! Bohl auf den Bau! Seehofer ins Spital! Alle Sozis ins Braunkohleloch – die Grünen dürfen Bagger fahren! Bernd Müllender

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