piwik no script img

■ QuerspalteWas will die Jugend?

In deutschen Zeitungen geht es ziemlich häufig um die SPD. Die SPD verschickt ja auch Pressemitteilungen, gibt vor Wahlen Slogans aus und will einen der Ihren zum Bundeskanzler wählen lassen. Mit solchen Dingen kennen Journalisten sich aus, darum nennen sie es Politik und füllen damit die vielen großen Zeitungsseiten.In deutschen Zeitungen geht es andererseits ziemlich selten um die Jugend. Die Jugend verschickt keine Pressemitteilungen, prägt zwar Slogans, aber nicht für Wahlen, und will auch keinen der Ihren zum Bundeskanzler wählen lassen.

Die Journalisten kennen sich mit der Jugend nicht so gut aus. „Wer seid ihr?“ fragen sie. Doch junge Leute antworten immer seltener mit „wir“. Manche Journalisten werden dann wütend und schimpfen auf den seltsamen Haufen, der nicht mehr so brav arbeiten will wie 1954 oder nicht so schön demonstrieren wie 1968. Ganz schlimm wird es immer, wenn Journalisten „typische Vertreter der Jugend“ interviewen. „Wer seid ihr?“ fragen sie dann Dr. Motte von der Love Parade oder Campino von den Toten Hosen oder Nils Bockelberg von Viva im Interview.

In vielen Zeitungen geht es heute um die SPD und um die Jugend. Gestern nämlich stellten sich fünfzig sozialdemokratische „junge Bewerber“ für einen Sitz im Bundestag in Bonn vor die Presse. Die „Wer seid ihr?“-Frage war rasch beantwortet: „Wir sind die Generation, die den Machtwechsel organisieren will!“ erklärten die jungen Kandidaten. Dazu gehört auch Rolf Schwanitz. Er sieht aus wie 50, ist aber angeblich erst 39 Jahre alt und Aufbau-Ost-Experte. Der Jugendliche Schwanitz soll Minister werden. Dann gibt es noch Hans- Martin Bury (32), Post- und Bankexperte. Jugendlicher Bury soll Parlamentarischer Staatssekretär werden. Kollegen Journalisten, merkt euch: Die Jugend ist heutzutage knapp unter 40. Die Jugend hat so schöne Hobbys wie Aufbau Ost und Post- und Bankwesen. Hauptberuflich will die Jugend Macht. Die Jugend trifft man in der SPD. Robin Alexander

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen