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■ QuerspalteAutos, Bomben und Film

Einen Filmemacher mit dem Theodor- W.-Adorno—Preis zu ehren ist eine wirklich lustige Idee. Das hat geradezu Lubitsch-Format, grad so, als wolle man die Aufnahme der Rolling-Stones-Songs ins Köchelverzeichnis fordern.

Strange bedfellows, Adorno und das Kino, wo man es doch heute noch aus der „Dialektik der Aufklärung“ donnern hört: „Lichtspiele und Rundfunk brauchen sich nicht mehr als Kunst auszugeben. Die Wahrheit, daß sie nichts sind als Geschäft, verwenden sie als Ideologie, die den Schund legitimieren soll, den sie vorsätzlich herstellen.“

Autos, Bomben und Film halten das Ganze zusammen. Mühsam nur können die Kinobesucher für anderthalb Stunden Keulen und Morgensterne und andere Insignien des modernen Massenmenschen beiseite legen: „Tragisches Lichtspiel wird wirklich zur moralischen Besserungsanstalt. Die von der Existenz unter Systemzwang demoralisierten Massen, die Zivilisation nur in krampfhaft eingeschliffenen Verhaltensweisen zeigen, sollen durch den Anblick des vorbildlichen Lebens der Betroffenen zur Ordnung verhalten werden.“ „Fun ist ein Stahlbad.“

Kommerzialität, Vermassung, Faschismus – wer sich ins Kino begibt, kommt darin um.

Da war es nur konsequent, einen Filmemacher auszuzeichnen, der sich vorgenommen hat, es dem Kino heimzuzahlen. Bei Godard war Schluß mit lustig, da hieß es Diderot! Jump-cut! Arbeit!

Nix Happy-End, das führt auf direktem Wege in den Totalitarismus amerikanischer Prägung, der ja bekanntlich der allerfatalste ist. (Konsequenterweise lehnte Godard einen amerikanischen Kritikerpreis im Frühjahr ab).

Geschickt hat er es verstanden, wie Klaus Theweleit in seiner Laudatio hervorhob, den Zuschauer mit Komplexität ebenso zu überfordern wie Adornos Texte dies noch stets mit ihren Lesern vermochten. So ist es recht. Die Zuschauer sind schließlich nicht zum Vergnügen im Kino.

Mariam Niroumand

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