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■ QuerspalteAlles über Telekom

Wie der Insel- oder der Postschalterwitz, so ist auch die Telekom ein unerschöpfliches Thema. Lustig ist, daß sich inzwischen viele Vorgesetzte in Schränken oder hinter Buchwänden verstecken, um ihre Untergebenen beim heimlichen Telefonieren zu überraschen. Nachdenklich stimmt, daß die Horrorszenarien von der Telefonierfront flankiert werden von erschreckenden Meldungen über erschreckende Rechenschwächen deutscher Schüler. Ansonsten ist Telekom jedoch Spitze. Die Hamburger „Nielsen Werbeforschung S+P“ hat jetzt herausgefunden, daß die staatlich bezahlten Telekommunikationsverbrecher im letzten Jahr ihren Werbeetat am entschlossensten gesteigert haben. Antizyklisch und um 37,4 Prozent! 1995 gab die Telekom also 208,9 Millionen Mark an Werbegeldern aus. Zwar liegen die Kommunikationsbanditen gesamtetatmäßig noch hinter Kraft, Ferrero Küßchen und Opel, ließen aber prominente Mitkonkurrenten wie VW, Mercedes oder den Sparkassen- und Giroverband weit hinter sich. Da zieht man den Hut, alle Achtung, und was man von meinen Steuergeldern nicht alles machen kann.

Für das schöne Geld kaufen sich die Werbedummköpfe übrigens meist Kokain, sagte mir ein Agent aus der PR- Szene. Deshalb haben sich die wankelmütigen Bonner Politiker, die zunächst die Telekom-Kapriolen ermöglichten, um der Telekom dann zu untersagen, Rabatte für Großkunden – wie den Bundestag – einzuführen, inzwischen von der Telekom getrennt. Inlandsgespräche läßt der Bundestag inzwischen von der US-Firma Worldcom abwickeln. Sehr gut!

Telefone lassen sich übrigens nicht nur zum Telefonieren verwenden. In einer seiner „Stories“ berichtet Charles Bukowski (†) von den vielfältigen autoerotischen Möglichkeiten, die das Telefon so bietet. Auch Ärzte erzählen gern von Patienten, in deren Rektum sie nicht nur „Regenschirme mit Hülle“ oder „Werkzeugtaschen mit Inhalt“ (Spiegel), sondern auch den einen oder anderen Telefonhörer fanden. Detlef Kuhlbrodt

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