■ Querspalte: Von Berti lernen
Gebannt hören wir den Kanzler mit Untergebenen wie Berti Vogts oder Gerd Rubenbauer über Flanken und Eckbälle scherzen. Fasziniert entdecken wir „Das Menschliche“ im unbesiegbaren Herrscher über Mann und Maus auf dem klapprigen Raddampfer Deutschland. Nicht nur unsere faulen Nachbarn, die seit dem vermasselten deutschen Endsieg 1945 kein wichtiges Spiel mehr gegen „uns“ gewonnen haben, starren verzweifelt auf den deutschen Arbeitstugendmix aus „Kampf- und Teamgeist“ (Kohl). Tja, Engländer, da könnt ihr lange von einem Blitzsieg über Fritz träumen: Fritz heißt längst Helmut und ist ein knallharter Teamgeistiger. Einen Tag nach Beendigung seines Cokommentatorenjobs machte er auch seinen Politkickern klar, wer der Teamchef ist.
Der dynamische Verteidiger Volker Rühe, der Dieter Eilts des Bonner Teams, mußte schmerzlich feststellen, daß Kohl in Wembley auch die fernen Heimspiele in Bonn im Auge hatte. Rühe, immerhin selbst Teamchef einer „Starken Truppe“, hatte, durch die Abwesenheit seines Trainers angespornt, mal wieder einen Brief an den Chef geschrieben. Dieser solle den freien Mann über die Finanzen, Libero Waigel, zurückpfeifen, damit dieser nicht den 97er Etat für seine Verteidiger kürze. Für Rühes Effenberg-Stinkefinger zückte der Trainer die rote Karte: „Die Bundesregierung ist ein Team, und jeder in dem Team muß das begreifen.“ Als gebe es Verteidiger wie Sand am Meer: „Wer das nicht begreift, wird es schwer haben, in der Bundesregierung seinen Job zu machen.“ Als sei das noch nicht schlimm genug für Rühe, drohte Kohl auch noch mit der grauenhaft teuren Einrichtung von Frauenklos in Kasernen: Statt die Wehrpflicht abzuschaffen, denke er an eine für Frauen. Kohl, ein wahrer Visionär: Sollte er durch Verletzungspech irgendwann nicht mehr Trainer der Bundesregierung sein, erfüllt er sich und Cotrainerin Hannelore einen alten Wunsch: Meister in der europäischen Emanzipation als Trainer der deutschen Frauennationalmannschaft. Andreas Becker
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