■ Querspalte: Royal Family & Co KG
Das hat die Alte klug eingefädelt. Nachdem in Großbritannien sämtliche Staatseigentümer verscherbelt werden, die nicht niet- und nagelfest sind, will Queen Elizabeth nun auch sich und ihre Familie privatisieren lassen. Sie will auf ihre Apanage, zur Zeit gut 20 Millionen Mark im Jahr, verzichten. Da man als Familienoberhaupt aber für die Angehörigen sorgen muß, will sie wenigstens die Einkünfte aus den königlichen Ländereien, die seit 1760 in die Staatskasse fließen, behalten dürfen. Kein schlechter Tausch, gehört doch die Londoner Einkaufsstraße Regent Street dazu. Voriges Jahr kamen immerhin 200 Millionen Mark zusammen.
Selbst wenn Elizabeth darauf Steuern zahlen würde, was bis vor drei Jahren übrigens ein Fremdwort für sie war, bliebe noch ein hübscher Batzen übrig. Um den nicht mit den schmarotzenden Verwandten teilen zu müssen, will die Queen den Status eines Mitglieds der Royal Family auf den engsten Familienkreis beschränken. Dann müßte die Herzogin von Kent, die seit Menschengedenken den Tennispokal von Wimbledon überreicht, sich künftig wohl dafür bezahlen lassen.
Schon George VI. hatte erklärt, der königliche Haushalt sei keine Familie, sondern eine Firma. Ein Unternehmen muß sich veränderten wirtschaftlichen Bedingungen anpassen, das weiß auch die Queen. Unter dem Deckmäntelchen der Modernisierung will sie ihren Marktanteil – die Gunst der Untertanen – konsolidieren. Daran arbeitet zur Zeit ein königlicher Ausschuß. So soll der Monarch nicht mehr Oberhaupt der anglikanischen Kirche sein und sogar eine Katholikin heiraten dürfen.
Selbst die Thronfolge soll geändert werden. Künftig soll das erste Kind und nicht unbedingt der erste Sohn den Job bekommen. Das nützt dem Windsor-Unternehmen freilich nichts: Der Clan war schon immer mit männlichen Erstgeborenen gestraft, und so führt auch durch den neuesten Trick der Queen kein Weg an Charles vorbei. Und der wird die Firma in die Liquidation treiben. Ralf Sotscheck
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