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■ QuerspalteGeben und nehmen

Deutsche Unternehmer sind wie der Weihnachtsmann: gute Wesen. Denn wer gibt, ist gut. Und der Firmenchef gibt, er ist der Arbeitgeber. Der deutsche Topmanager ist doppelt gut, denn er gibt noch mehr, nämlich dem Arbeitnehmer auch noch den Lohn. Zwar wäre er dem Himmel noch näher, der Arbeitgeber, gäbe er freiwillig. Aber diese seligen Zeiten sind vorbei. Früher gab er die Arbeit gern, den Lohn rückt er traditionell weniger gern heraus, weil die Arbeitnehmer damit nur Unsinn anfangen, sich betrinken, der Ehefrau südafrikanische Diamantringe oder sich selbst japanische Autos kaufen.

Heute ist auch die Arbeit knapp, weshalb der Arbeitgeber sein großzügiges Geschenk nicht jedem geben kann. Weil der Hergott die Globalisierung über uns hat kommen lassen und des Weihnachtsmannes Jutesack deshalb nicht mehr so üppig gefüllt ist, muß eben rationiert werden. Natürlich hat jeder Wohltäter das Recht, zu entscheiden, wem er seine Gunst zukommen lassen will. Schließlich ist jetzt nicht Karneval, wo die Kamellen gleichmäßig verteilt in die Menge fliegen, so daß jeder genug erwischt. Bedacht wird meist nur, wer sich anständig benimmt. Arbeit und Lohn auf all diejenigen zu verteilen, die auch etwas abhaben wollen, wäre unklug – da werden noch mehr krank oder wollen Bildungsurlaub. Wer auserwählt wird von diesem doppelten Wohltäter, der ist glücklich über die milde Gabe, und der Arbeitgeber bleibt ihnen, was er war: ein guter Mensch. Wer ihn einen schlechten nennt, hat seine Geschenke ohnehin nicht verdient.

Überhaupt ist der Arbeiter oder der Angestellte ein schlechter Mensch. Denn er nimmt doppelt. Er nimmt die Arbeit, ist nicht einmal dankbar und nimmt dann auch noch den Lohn. Und der ist ihm zu wenig. Höchste Zeit, dem Arbeitnehmer etwas zu nehmen von seinem doppelten Genommenen und dem doppelten Geber etwas zurückzugeben. Damit das Gleichgewicht wieder stimmt zwischen Gebenden und Nehmenden. Ein Weihnachtsmann will sich auch einmal freuen dürfen. Das ist nur gerecht. Peter Köpf

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