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■ QuerspalteHaschisch zu Pflugscharen

Während es heutzutage in manchen peer groups – zum Beispiel Anwälte, Ärzte, Journalisten, Krankenpfleger und Punkrocker – zum guten Ton gehört, ab und an gerade in der Jahresendzeit „einen durchzuziehen“, hatte Haschisch früher ein ganz übles Image. Der Forschungsreisende Marco Polo berichtete beispielsweise von einem dissidentischen orientalischen Fürsten, der „der Alte vom Berge“ genannt wurde. Der rekrutierte junge Menschen, indem er sie zunächst mit einer Überdosis Haschisch betäubte und sie erst wieder in einem wunderschönen Garten aufwachen ließ. Zwischen vegetabilischen Wunderbarkeiten und schönen Frauen wähnten sich die vom Haschisch Trunkenen im Paradies.

Wenn sie dort bleiben wollten, mußten sie ab und an losgehen, um Feinde umzubringen, was sie auch sehr effektiv erledigten. Jene Haschischjünger nannte man die „Assassinen“, was so was wie „Mordbuben“ heißt. Bis in die siebziger Jahre wurde diese Legende in leicht veränderter Form benutzt, um gegen das Mörderkraut Propaganda zu machen. Angemessener wurde die Drogen zwischen 1967 und 1987 von der israelischen Armee eingesetzt, wie die Sunday Times nun berichtete. Da versorgten israelische Agenten die ägyptische Armee mit besonders billigem Haschisch, um so die Kampfkraft der Soldaten zu schwächen. Im Rahmen der Operation „Lahav“ (dt.: „Klinge“) hatten Israelis ab 1967 das Rauschgift tonnenweise per Schiff aus dem Libanon nach Ägypten geschmuggelt. Daraufhin war der Drogenkonsum in der ägyptischen Armee um 50 Prozent gestiegen.

Bei der israelischen Armee selbst sollen inzwischen eher Designerdrogen en vogue sein, wie neulich in einer arte-Sendung zu erfahren war. Auch die Bundeswehr hat im Rahmen neuer Aufgaben drogenmäßig umgerüstet und bestellte kürzlich 3.000 Safer-use-Ecstasy-Broschüren, die von der Berliner Organisation „eve & rave“ und den Grünen erstellt worden waren. Schöne Aussichten. Detlef Kuhlbrodt

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