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■ QuerspalteHer mit dem Schnee!

Das ganze Land liegt frierend unter einer Schneedecke. Das ganze Land? Nein, überall lugen längliche Gebiete dunkel aus dem weiten Weiß. Es ist dies unser größter Schatz: die Straßen.

Wieder einmal sind die heiligen Verkehrswege kollektiv vom Schnee geräumt worden. Merkwürdig nur: Mit zugeschneiten Straßen funktionierte anfangs alles bestens. Die Mobilelenker fuhren langsam und vorsichtig, und nichts passierte – außer ein paar läppischen Blechschäden.

Überall verteilte die Polizei Lob. Dann kamen Pflüge und Salz. Lamentieren wir nicht über die Schneeberge, die dadurch Rad- und Fußwege blockieren, auch nicht über salzbedingt blutende Hundepfoten und nachhaltigen Umweltschaden. Skandalös sind die Humanfolgen: Sofort wurde das Gaspedal wieder durchgedrückt. Ergebnis: Straßengraben, Straßenbegleitbewuchs oder andere frontal Entgegenrasende. Weil gesalzene, künstlich durchnäßte und bald spiegelglatt gefrorene Straßen besondere Rutschbahnen sind, blieben die ersten Verkehrstoten im neuen Jahr nicht aus. Wahrscheinlich sind es schon weit mehr als die 24 amtlich gemeldeten Erfrorenen.

Es wird also von Staats wegen Sicherheit vorgegaukelt. Das ist fahrlässiger Totschlag, zumindest Beihilfe zu schwerer Körperverletzung. Wir wollen damit nicht die sauseflinken Selbstbeweger freisprechen; ein obrigkeitshöriges Volk wie das deutsche wird sich niemals gegen solch staatlich verordnete Freiheit zur Selbsttötung verschließen wollen.

Was hülfe, wäre ein radikaler Wechsel in der Verkehrspolitik. Humanität, staatliche Schutzverpflichtung, Ökologie und zeitgemäße Technologie ließen sich harmonisch vereinen: Sobald es friert, sind alle Schneekanonen aus der Skizirkuswelt abzuziehen und, almen- wie menschenschonend, an allen Autobahnen und Fernstraßen aufzubauen. Pulver marsch von Dezember bis März! Bernd Müllender

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