■ Querspalte: Her mit der Pump-Gun!
Vom Fahrrad zum Bike, von der Veranstaltung zum Event, von der Nachricht zum Infotainment. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Höher, schneller, weiter. Fortschritt, das ist Zukunft – so haben wir's gelernt. Und wenn sich im trübsinnigen Leben auch nichts ereignen mag, so vermitteln uns doch zumindest all die Wortmutationen das aufregende Gefühl: Es geht voran!
Auch die gute alte Schrotflinte ist megaout. Schrotflinte, da klingt doch das ewige Rauschen der Wälder mit, das ist Zenzi oder Geierwalli, ein deutscher Jäger, ein Wilderer vielleicht – in ihrer schäbigsten Ausprägung steht die abgesägte Schrotflinte für den hinterhältigen, den skrupellosen Gangster.
Da ist die Pump-Gun doch von ganz anderem Kaliber, obgleich sie nichts anderes als eine mehrschüssige Schrotflinte ist. Pump-Gun – der Sound hat Groove. Sie ist das neue Symbol für ungehemmt ausgelebte Männlichkeit, für zügellose Machtausübung. Ein Instrument, das in jeder Hinsicht Respekt verschafft. Pump- Gun – das ist die Atombombe der Zukurzgekommenen. Mord mit der Schrotflinte? Gähn – wie langweilig. Erst die Pump-Gun macht den Killer.
Wer erschoß den Polizisten, wer zerfetzte dem Buchhändler den Unterarm? Der Neonazi etwa? Nein, die Pump-Gun tat es. Der Täter steht nur hinter der Waffe. Und dann noch dieser Repetiermechanismus! Die Knarre kann eben immer. Männerphantasien werden endlich wahr.
Alle reden von der Pump-Gun. Wir schreiben sogar. Nur, nicht jeder hat so einen Schießprügel. Doch schon wird die Marktlücke geschlossen, der Sound der Knarre ist als No-budget-Version auf die Festplatte zu laden. Über Internet, dem Frankfurter Tonstudio HIX sei Dank. Angeboten wird's im Format „Next/Sun- Audio, 44,1k Hz, 16 Bit; teilweise STEREO“. Sie müssen nur ein wenig suchen. Ach ja, nicht zu vergessen das Password dazu: „Aktion freundlicher Nachbar“. Besuchen Sie Ihren Nachbarn, bevor er Sie besucht. Wolfgang Gast
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