■ Querspalte: Ol' Blue Eye Wolf
Markus Wolf hat spioniert, er hat nach russischen Rezepten gekocht, und jetzt möchte er sein aufregendes Leben gern als Film. Paul Newman soll ihn spielen, mindestens.
Paul Newman also.
Keine schlechte Idee eigentlich: „Der Kater auf dem heißen Blechdach“, „Haie der großen ruhmreichen Sowjetunion“, „Süßer Vogel Sozialismus“ oder „Die Farbe des Westgeldes“, lauter gute Filme mit viel treublauem Aug. Newman eroberte sich damit die Herzen der schönsten Frauen und sah doch immer völlig harmlos aus dabei. Markus Wolf vielleicht nicht, aber von Paul Newman würde ich jederzeit Senfsoße kaufen.
Der jüngere Paul Newman spielt in dem Film „Der zerrissene Vorhang“ einen Professor Armstrong, der Mitte der sechziger Jahre in der DDR nach einer Geheimformel sucht, ohne die die Welt den Kommunisten anheimfällt. Alles geht gut, bis ihn ein Stasi-Bulle namens Grommek belästigt. Dieser Grommek wurde gespielt von dem wunderbar bulligen Wolfgang Kieling. Abgesehen davon, daß Kieling ein paar Jahre später seinen Bundesfilmpreis für den Vietcong versteigerte und in den Osten ging, wird er in dem schwer antikommunistischen Film „Der zerrissene Vorhang“ umgebracht und zwar, genau: von Professor Armstrong bzw. von Paul Newman. Notwehr natürlich, und gegen die Roten ist sowieso jedes Mittel recht.
Er wollte zeigen, sagte der Regisseur Alfred Hitchcock über die Szene, wie „schwierig, mühsam und zeitraubend es ist, einen Mann umzubringen“. Und wirklich, selten hat man die Anatomie eines Mordes so schön vorgeführt bekommen: Blauäugig wie je quetscht der schmächtige Newman dem armen Kieling das fleischige Gesicht, versucht ihm die Gurgel umzudrehen, dem Opfer quellen die Augen aus den Höhlen, und als er mit dem Kopf im Gasofen steckt, sieht man Kielings Hände in der Luft zappeln.
Kann Mischa Wolf das auch, und, ganz wichtig, hat er überhaupt blaue Augen? Willi Winkler
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