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■ QuerspalteWester- welle! Peinlich!

Politiker machen gerne Faxen. Neulich beispielsweise Westerwelle. Der Generalsekretär der kleinen FDP war am Wochenende beim Inline-Skating-Festival in der Bonner Rheinaue. Zwischen 10.000 Inline-Skatern stieg er „zum ersten Mal auf Rollerblades“, berichtet Bild und dokumentierte das mit einem großen Foto, auf dem man den Generalsekretär (35) auf Rollerblades stehen sieht.

„Toll und gar nicht so schwer. Ich kaufe mir jetzt auch welche“, so Westerwelle nach seiner ersten Runde. Irgendwie reden Politiker oft wie Fix und Foxi, und natürlich sieht Westerwelle auf dem Foto ziemlich bescheuert aus. Notwendig bescheuert, wie jeder, der das erste Mal auf Inline-Skatern steht. In etwa so bescheuert wie Scharping, als er sich vor einigen Jahren in einer Dortmunder Techno-Diskothek fotografieren ließ. Vermutlich befördern solche Sachen die Politikverdrossenheit. Zumindest bei denen, die noch nicht an der in Deutschland verbreiteten ästhetischen Demenz leiden, über die schon Tschechow 1904 schrieb: „Eine schreckliche Geschmacklosigkeit, nirgends kleidet man sich derart abscheulich, mit einer derart totalen Abwesenheit von Geschmack. Die Deutschen haben entweder den Geschmack verloren, oder sie haben nie welchen besessen.“

Vielleicht spürt Westerwelle aber auch seine Peinlichkeit, denn er hält seine Augen halb geschlossen, um seiner eigenen Lächerlichkeit nicht zuschauen zu müssen. Vermutlich haben ihn seine PR-Manager überredet, sich als Inline-Skater zu verkleiden. In einem Land, in dem Die Schürzenjäger oder die „Wildecker Herzbuben mehr Platten verkaufen als Michael Jackson, liebt man die Peinsäcke. Vermutlich soll das Bild vor allem die ansprechen, denen Peinlichkeit herrschende Grundstimmung ist; mehr noch: die so perfekt peinlich sind, denen die Peinlichkeit und Stillosigkeit so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß sie's selber nie merken werden. Und das ist dann eben auch die FDP – die Partei, die das Defizit zur Waffe macht. Sehr raffiniert. Detlef Kuhlbrodt

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