■ Querspalte: Freiburg sackrein sauber
Ausgerechnet die FreiburgerInnen, die ökologischen MusterbürgerInnen der Republik, trennten ihren Müll nicht richtig. Deshalb wurden die bisher benutzten Wertstofftonnen eingesammelt und transparente gelbe Säcke ausgegeben (wir berichteten). Jetzt wachsen die FreiburgerInnen über sich hinaus. Die Kontrolle durch NachbarInnen und Müllmenschen spornt sie zu ökologischen Höchstleistungen an. Verpackungsmüll wird nicht mehr einfach in den Sack geworfen, sondern zuvor gewaschen, geschrubbt, getrocknet und gefaltet (außer Dosen und Joghurt- Becher, die noch nicht gefaltet werden müssen).
„Verpackungen sauber und ohne Inhaltsreste einfüllen“ steht in schwarzer Schrift auf den gelben Säcken. Wenn auch nur einer im Haushalt schlampt, ist der gute Ruf in der Nachbarschaft sofort dahin. Denn mit dem blickdurchlässigen Sack wird der badische Haushalt endlich transparent.
Der Freiburger Öko-Versand „Weichtier“ hat die Dramatik der Lage schnell erkannt und bietet eine Verpackungsspülmaschine an. Das stromarme Gerät im Mikrowellen-Format reinigt bis zu vier Buttermilchdosen auf einmal (inklusive Aludeckel). Um die Umwelt zu schonen, bietet „Weichtier“ auch passendes Verpackungsspülpulver an (mit nur 3 Prozent waschaktiven Substanzen).
Kleinlaut mußten die „Weichtier“- Entwickler allerdings eingestehen, daß noch nicht alle Verpackungen wirklich sackrein gesäubert werden. Die Freiburger Greenpeace-Kontakt-Improvisations-Gruppe hatte „Weichtier“ nämlich vorgeworfen, daß fettiges Butterpapier in der Müllspülmaschine nicht richtig sauber werde.
Gewiefte legen deshalb nach wie vor zwanzig Löschblätter auf das schmierige Pergament und bügeln dann mit dem Bügeleisen drüber – der transparente Sack macht erfinderisch. Die fettgetränkten Löschblätter kommen dann allerdings in den Naßmüll, für den auch in Freiburg noch keine Reinigungspflicht existiert. Christian Rath
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