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„Wenn wir das Ziel aus den Augen verloren haben, verdoppeln wir unsere Anstrengung!“ Mark Twain wußte, woran deutsche Kultusminister glauben. Aufgeschreckt, weil Kinder aus Japan den deutschen in Mathe um Jahre voraus sind (siehe taz vom 28.6.), laden sie Experten zur Anhörung. Da gibt es Aufschlußreiches zu hören. Aber kaum etwas davon bleibt beim Klub der Lernbehinderten hängen. Statt dessen verlangen sie eine „Kultur der Anstrengung“.

Industrie-und-Handelstag-Präsident Stihl schließt sich dem deutschen Transpirationsbündnis an. Die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche sei das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit. Und sogleich sekundieren die unvermeidlichen „wirtschaftspolitischen Sprecher“ von CDU und FDP: „Mehr Anstrengung führt zu mehr Arbeitsplätzen.“

Jenseits des teutonischen Wunderglaubens, daß nur bittere Medizin hilft, entstehen allerdings interessante Modernisierungsbündnisse: „Anstelle behördlicher Institutionen treten fluktuierende Netzwerke. Ihr Rohstoff ist Wissen und Erfindung“, erkennt Gerhard Schulmeyer, Boß von Siemens Nixdorf. Gegen die tumbe Schweiß-und-Tränen-Religion des Industriezeitalters setzt er „die hohe Kunst der Beziehungsgeflechte und des Informationsflusses“. Die neuen Inspirationskulturen bestünden „zu großen Teilen aus flüchtigen, hocheffektiven Verbindungen. Nicht Stabilität, sondern Dynamik ist das Strukturprinzip.“

Natürlich haben die in die falsche Richtung rennenden deutschen Kultusminister kürzlich interessanten japanischen Besuch verpaßt, der deutsche Reformschulen auskundschaftete. Die Japaner wollen offenen Unterricht etc. einführen. Alles an deutschen Modellschulen ersonnen, hier aber über diese nicht so recht hinausgekommen. Der japanische Innovationsscout befand: Merkwürdig, wie angestrengt deutsche Kinder und Lehrer bemüht sind, Fehler zu vermeiden. Vor allem verstand er nicht, warum hier alles immer so schnell gehen muß, denn dadurch dauert es doch viel länger. Reinhard Kahl

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