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■ QuerspalteDie Arbeit und ihr Preis

Preisfrage im großen Sommerquiz (SSQ): Was haben Langnese und Opel gemeinsam? Na?! – Falsch. Die richtige Antwort lautet: Die einen machen Magnum-Eis, die andern geben ihren Facharbeitern Geld. Mit dem Magnum-Eis, so triumphierten die Langnese-Produktmanager, sei den Eis-Erfindern ein großer Wurf geglückt. Es habe sich gezeigt, daß es sich lohne, neue „Premium“-Produkte auszutüfteln. Außen herum eine halbe Tafel feinster Schokolade, nicht etwa Kakaofettglasur, innen echte Bourbonvanille. Erste Sahne, mit der sich die Kalorienschallnummer durchschlecken läßt. Und alles etwas teurer. Eben ein „Premium“-Produkt. Wie der Lohn des Opel- Facharbeiters.

„Der Abstand zwischen dem Opel- Premium-Lohn und dem Tariflohn muß mittel- bis langfristig wenigstens teilweise abgebaut werden“, fordert neuerdings Opel-Chef David Herman. Der Auto- Konzern zahle nämlich 20 Prozent mehr, als der Tariflohn vorsehe, echt „Premium“ (was im Englischen soviel wie „Belohnung“ bedeutet). Feine weiße Schoko und Sahneeis für den Facharbeiter. Das müsse heute nicht mehr sein, befindet Herman. Vor 20 Jahren habe der Konzern mit dem Edellohn noch um die raren Fachkräfte werben müssen. Heute, bei einer Erwerbslosenquote von zwölf Prozent, stelle sich der Arbeitsmarkt doch ganz anders dar. „Das 20-Prozent-Plus in unserem Unternehmen reflektiert nicht mehr die wahren Marktverhältnisse.“

Richtig. Wo erwerbslose Facharbeiter auf den Ämtern Schlange stehen, muß der arbeitsplatzbeschenkte Opel-Monteur nicht auch noch eine Belohnung bekommen. Wo es doch auf dem Markt ganz andere Premium-Produkte gibt: Premium- Pils, Premium-Schokolade, in den USA Premium-Pornoverleiher, Premium-Poliercreme für Messingleuchter. Die Opel- Geschäftsleitung verhandelt jetzt mit dem Betriebsrat, um Hermans Ziele umzusetzen. Vielleicht gibt es am Ende wenigstens einen Ausgleich für den Lohnverzicht: Weißes Magnum für die Opelianer! Barbara Dribbusch

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