■ Querspalte: Glück im Supermarkt
Manchmal ist das Leben eine eher anstrengende Angelegenheit, manchmal aber auch sehr schön. Im Supermarkt zum Beispiel, genauer bei „Kaiser's“. Da geht man fast jeden Tag hin als Alleinwohner, um Schreibtisch, Möbel, Fernseher und Lady Di, deren schwarzumrandetes Bild mittlerweile alle Wohnungen empfindsamer Alleinwohner schmückt, mit lebendigerer Gesellschaft zu vertauschen. Jedenfalls ist es bei „Kaiser's“ schön und im „Kaiser's Kundenclub“ womöglich noch besser. Da kriegen neue Mitglieder interessante Geschenke; Karten für Events des Berliner Senders Spreeradio etwa, der früher unter dem Namen 50 plus und mit Wim Thoelke für Furore sorgte. Wim Thoelke ist leider auch schon tot. Ob er nach der Rechtschreibreform ohne „h“ geschrieben wird?
Bei den „Hot Summer“- oder „Teenage Revolution“-Events von Spreeradio sorgen jedenfalls prima Bands wie Mungo Jerry und Middle of the Road für gute Unterhaltung und viel gute Laune. Einen „Piccolo“ gibt es auch für neue Mitglieder des „Kaiser's Kundenclubs“. Andere Vorteile winken sicher auch. Daß die Chips, die man anstelle der Markstücke in die Einkaufswagen wirft, um sie von ihren Einkaufswagengenossen zu befreien, 99 Pfennig kosten, war eine besonders pfiffige Idee von Jürgen Möllemann, aber das tut hier nichts zur Sache.
Bei „Kaiser's“ ist es jedenfalls sehr schön, vielleicht auch „kultig“. Hübsch ordnen sich die Waren des Bedarfs. Wenn man versonnen stehenbleibt, im Gedenken an Lady Di, und es dann ganz still ist in den Supermarktgängen, weht von irgendwoher das Lied „Satisfaction“ leis heran. So ganz knapp über der Schwelle möglicher Wahrnehmung. Das soll die Kunden zu mehr Kaufvorgängen animieren. Dem will man sich auch gerade an der Fleischtheke nicht entziehen. Weil da ein sehr netter Verkäufer steht. Und weil vor dem Mann so ein poetisches Schild steht: „Neu hier bei uns / Frischgeflügel / auch mit freundlicher Bedienung“. Wer den Satz dreimal spricht, wird unbedingt glücklich werden. Detlef Kuhlbrodt
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen