■ Querspalte: Greenbullpower
Sachen gibt's! Da schenkt die hochwohlangesehene Firma Porsche Brummbrumm der Autobahnpolizei Stuttgart einen 911er Carrera zum leichteren Fang schwerer Jungs, und was machen die verschüchterten Beamten? Nutzen das großzügige Sponsorengeschenk nur zu, wie es heißt, seltenen Repräsentationszwecken. Dem Hannoveraner Polizeipräsidenten Hans-Dieter Klosa ist darob jetzt der Kragen geplatzt.
Ein Kragen ohne neckische Werbelogos. Noch. Denn der Mann will umfassendes Sicherheits-Sponsoring aus der Privatwirtschaft. „Unsere Klientel“ – damit meint er das Böse – verfüge gemeinerweise „über Unsummen von Geld“, und seine Kassen seien leer. Also der Aufruf: Firmen, helft, gebt! Industrielle, unterstützt! Wir versprechen dafür Werbeeffekte, Image, Reklamebotschaften wie „Sponsor der Polizei Niedersachsen“.
Was Klosa nicht sagt: Die Firmen rennen ihm schon die Tür ein. Womit? Mit recht. Denn Polizisten als Litfaßsäulen sind bald schon trendy. Es fängt an mit einem kleinen Uniform- Aufdruck für Stahlschränke und Markenkondome („gemeinsame Sicherheitspartnerschaft“), bald schlendert der Cop an der Ecke stolz wie ein Schumi-Papagei durch sein Revier. Red Bull gründet die Firmentochter Green Bull. Der grüne Castor-Begleitservice trägt beim nächsten Transport „Sponsored by Siemens“ auf dem Rücken. Greenpeace zahlt Verkehrspolizisten für jeden Führerscheinentzug cash.
Auf das profane Bullensponsoring folgen bald alle Sicherheitsbereiche. Armani schenkt dem BND schicke Trenchcoats mit der unverhohlen selbstanklagenden Aufschrift „Who killed Versace?“. Nicht jeder versteht sofort die doppeldeutige Werbebotschaft für Oliven auf den neuen Bundeswehr-Tarnanzügen. Überall heißt es jetzt: „Im Namen der Deutschen Bank – Sie sind verhaftet.“
Dann die Wende: Eine Niedersachsen-Mafia AG kauft auf Geheiß von Kanzler Schröder den ganzen Polizeiapparat auf und tauft das Präsidium in „casa nostra“ um. Klosa scheinheilig: „Das habe ich nicht gewollt.“ Wegen des Verdachts der fortgesetzten Patenschaft wird er tags darauf von Unbekannten erschossen, mit einer 2,50er Magnum von Langnese. Bernd Müllender
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen