■ Querspalte: Der Bayern-Sarg als Bekenntnis
In Bayern ist man lustig, auch weil man den in protestantischen Landen stets verdrängten Tod gern mitbedenkt. Deshalb hängt der Gefolterte in jedem Klassenzimmer und animiert die kleinen Kinder zum Lernen, und deshalb hat das Münchner Bestattungsunternehmen Ahorn auch einen Sarg in den Farben des FC Bayern München auf den Markt gebracht. Die handbemalte Sonderanfertigung sieht herzig aus und kostet zwischen 3.000 (Kindersärge?) und 10.000 Mark (Basketballspieler). Schöne und auch pfiffige Idee, wohl geschuldet auch den puritanischen Fans, die bislang vergeblich nach einem Gebrauchsartikel in den Farben des Vereins suchten, auf dem sich kein Sponsorenlogo findet.
Nicht neu natürlich – nebenbei: treue Fans von Ajax Amsterdam können zum Beispiel ihre Asche auf den Rasen ihres Lieblingsvereins streuen lassen, wie ein Kollege grad erzählte –, trotzdem klasse. In Bayern-Farben rahmt man sein Leben: am Anfang das Kondom in Bayern-Farben, dann die Bayern-Milch, die Bayern-Weißwurst, wenn's später wird im Leben der Bayern-Brei, dann halt der Sarg. Ein letztes, sehr persönliches Bekenntnis zum lieben Verein, Zeichen des Humanen gegen herzlose Marketingstrategen in Nadelstreifen, über die der Punkmusiker Lars Ricken ja auch sehr in seinem Werbespot für Nike klagte. Daß der Verein Bayern München sich gegen den Sarg ausspricht, ist dagegen nicht so schön. Sepp Kuhlbrodt
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