■ Querspalte: Was macht der Dax im Parkett?
Hier ist wieder die Frankfurter Börse, meine Damen und Herren, und was soll ich sagen: Der Crash ist da. Und mehrere Billionen Dollar einfach weg. Na ja, kann passieren. Kein Grund zum Grämen, warten wir mal ab, wie sich Hongkong entwickelt. Schauen wir uns die Schrecklichkeiten dieser Welt im einzelnen an.
In Frankfurt kommt der Dax im Parkett nicht mehr mit. Der Ibis-Dax ist auf sage und schreibe 3.366 Punkte runter. 3.366! Das hätte keiner für möglich gehalten. Alle hier sind geschockt. Ich dachte, er wird bei 3.700 drehen. Tja, wenn ihr put jetzt richtig läge, dann würde Mutti sich zu Hause freuen: Volltreffer. Und der Dollar? Der ist natürlich mitgerutscht, auf unter 1,73. Das tut weh. Soll ich an meine Battle Mountain-Aktien an der Wall Street jetzt verkaufen?, fragt der Laie. Wir wissen es nicht.
Das ganzte Desaster fing bereits heute morgen an, als die Züge aus Asien ankamen und ihre Kurse ausgekippt haben. Der Hang Seng in Hongkong ist auf, hören Sie genau hin, 9.059 Punkte runter. Wir dachten natürlich alle, daß er bei 10.300 zum Stehen kommt. Auch der Nikkei in Tokio sinkt. Die koreanischen Finanzmärkte stehen ebenfalls unter Druck.
Der Won fiel nach massiven spekulativen Verkäufen trotz Gegenmaßnahmen der Notenbank auf ein Rekordtief von 942 Won je Dollar. Damit hat keiner gerechnet. Und wir wissen ja alle: Wenn der Won erst mal mit dem Hang Sen, dann geht's dem Nikkei dreckig. Auch die europäischen Plätze lassen Federn. In London rutschte der FTSE ab, in Paris der CAC, in Wien der ATX. Überall blasse Gesichter.
Ich wage nicht zu sagen, ob Sie jetzt reingehen sollen oder nicht. Jetzt wird Blut gerührt, wie wir Börsianer sagen. Kurzfristig orientierten Anlegern kann man nur raten: die Kasse halten und beten. Andere Experten sagen: kaufen! Sie müssen in den Salamicrash hineinkaufen, vor allem auf den emergin markets. Aber nur blue chips. Natürlich birgt das ein gewisses Risiko, aber zur Not nehmen Sie ein paar Schlaftabletten. Das beruhigt. Auch den Hang Seng. Jens König
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
