■ Querspalte: Der Elch
Medaillons vom Elchrücken mit Trollinger. Ach Mercedes, Du bist wirklich süß! Aber irgendwie vom Pech verfolgt. Wer kam denn eigentlich auf die richtungweisende Idee, auf dem als Kundengeschenk gedachten firmeneigenen Adventskalender ausgerechnet einen kräftigen Elch mit roter Nikolaus- Mütze abzubilden? Der Mann muß sofort befördert werden. So sieht geniale Werbung aus! Und was macht Ihr? Kriegt einen roten Kopf, brüllt den Mann an, daß der Stuttgarter Fernsehturm wackelt, und zieht den Kalender sofort aus dem Verkehr. Reißwolf!
Dabei wäre das d i e Chance gewesen, endlich souverän und offensiv mit dem Desaster umzugehen. Statt dessen macht Ihr im abgelegenen Spanien täglich neue Elchtests – wann greifen endlich die Tierschützer ein? – und fahrt Millionenwerte zu Schrott. Mit schwäbischer Zähigkeit und speziell ausgebildeten Topfahrern ist es Euch auf seifiger Piste endlich gelungen, auch ein paar Konkurrenzmodelle zum Purzeln zu bringen. Gratuliere, Mercedes! Aber wen interessiert das? Und wem nützt das, wenn fünf Minuten später in Anwesenheit von fünf Vorstandsmitgliedern (dpa) ein schwarz (!) lackierter Baby-Benz erneut kopfüber geht und Euch den doppelten Rittberger macht? Oh, oh Mercedes!
Wenigstens kommt Trost von der Fachpresse. Nicht das goldene Stützrad, sondern das goldene Lenkrad hat Euch Bild spendiert. Immerhin. In Österreich habt Ihr für die A-Klasse sogar den Automobilpreis in Gold bekommen. Besonders die Crash-Sicherheit des Modells wurde gerühmt. Crash-Sicherheit?! He Mercedes, das ist es doch! Warum eigentlich dem Elch ausweichen? Wer kam denn auf diese blödsinnige Idee? Viel zu gefährlich. Draufhalten! Das packt der Kleine und ist typisch Mercedes-Fahrer.
Und abends gibt es dann Medaillons vom Elchrücken, handgemachte Spätzle und Untertürkheimer Trollinger. Manfred Kriener
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