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■ QuerspalteSchafft tausend Gelöbnisse!

Sie, hallo, hört mich einer? Ich hätte da auch mal eine Idee. Ich sage 3. Mai! Unbedingt. Kein anderer Tag eignet sich so – vor der gesellschaftlichen Verantwortung, vor der Geschichte, vor den Menschen und Tieren und Pflanzen hier im Lande. Ihnen leuchtet nicht ein, warum ausgerechnet der 3. Mai das Datum für ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr sein soll? Mir auch nicht, aber das macht nichts. Im Moment darf jeder Orte und Termine erfinden. Warum also nicht der 3. Mai, der Geburtstag meiner Lieblingstante Sophie, deren Sohn hat immerhin bei den Gebirgsjägern gedient. Wenn ich ehrlich bin, so richtig kann ich mich nicht entscheiden, aber das können alle anderen auch nicht, denn eigentlich plädiere ich für den 8. Dezember, Todestag von John Lennon, von wegen „give peace a chance“, und auf ein Gelöbnis mehr oder weniger kommt es nun nicht mehr an.

Der 13. August in Berlin vor dem Roten Rathaus – das ist dem Volker Rühe doch auch nur so rausgerutscht. Wer kann schon allen Ernstes auf die Idee kommen, den mauerbauenden Volksarmisten nun eine Schar von Stahlhelmträgern gegenüberzustellen. Und das mitten im August, wo die jungen Männer – Augen geradeaus! – bei der Hitze reihenweise vornüberkippen. Hat eben nie eine, diese dicke Uniform getragen, unser ungedienter Verteidigungsminister, hat einfach in seinen Terminkalender geguckt, 13. August, gut plaziert im Wahlkampf.

13. August – unmöglich, zetert die SPD. Dann nehmen wir lieber den 20. Juli. Oder den 50. Jahrestag der Luftbrücke nach Berlin. Oder war's der 7. Dezember, 28. Jahrestag des Brandtschen Kniefalls in Warschau? Hier mal eben ein Konzentrationslager als Austragungsort der militaristischen Spiele in die Debatte geworfen, dort eine Gedenkstätte. Moment! – vielleicht könnte das ja die Lösung sein. Wenn schon jeder Tag im Jahr sein Bundeswehrgelöbnis wert ist, warum dann nicht als Holocaust-Denkmal eine lebende Dauerzeremonie? Vera Gaserow

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