■ Querspalte: Sprechen Sie lenggrieserisch?
Der Kostendruck im Fernsehen wird härter. Jetzt wird schon am Dolmetscher gespart. Sogar bei Sportübertragungen. Gut, niemand will chinesische Schwimmerinnen hören, denen die Kälberhormone aus den Ohren tropfen. Auch japanische Skiflugkamikaze, die mit notorischen Siegen nur Langeweile produzieren, sind uns wurscht. Aber die eigenen Landsleute, deutsche Skihaserln? Wir sehen und hören sie, wie sie im Zielraum keuchen, und keiner versteht ein Wort. Wie werden wir je erfahren, wie sich Martina Ertl und Co. fühlen, nachdem sie „oafach super obikimma san“. Wie wollen wir ihre Strategien ausdeuten, wenn sie ankündigen: „S oanzige, dös wo i ez no mocha ko, is oagreifa“?
Beim letzten Riesenslalom sind sie mit Urschrei durchs Ziel gerast, haben Frisur und Stirnband gerichtet, in die Kamera gelächelt und dann ins Mikrophon gegurgelt, daß die Fernbedienung quietschte. Hören wir die fesche Hilde Gerg: „No hob i in damittn de Kurvn net guat dawischt und no bini ins Griaßlige einikimma.“ Wie bitte? Warum stellt sich kein netter Übersetzer neben die Skiqueen und sagt: „In der Mitte des Kurses erwischte Frau Gerg eine Kurve nicht richtig und geriet in ein Schneefeld, das etwas grieskörnig war.“
Dieselbe Sprachverwirrung herrschte auf der Kitzbühler Streif, wo Stefan Krauss (Berchtesgaden) erklärte, warum er „im Flochn oafach koan rechtn Zuag ghobt hob, dös is schod, wo i in dr Mausfoin no guat glegn bin“. Millionen werden nie erfahren, daß Krauss im Flachstück zuviel Tempo verlor, obgleich er in dem „Mausefalle“ genannten Streckenabschnitt zeitgleich mit den Besten lag, was sehr schade ist.
Und wehe, der Skispringer Duffner aus dem tiefen Schwarzwald analysiert seine Flugkurve. „I bi widdr zschbät gsi, I han zom Verrecka koi Bomb nausghaut.“ Er war nämlich beim Ansprung erneut etwas spät dran, und es zeigt sich, daß er in dieser Saison keinen Bombensprung zustande bekommt. ARD, ZDF, bitte! Es könnte so schön sein! Manfred Kriener
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