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■ QuerspalteTätärä auf französisch

Die Volkshochschulen dieser Welt galten bisher als quasi fußballfreie Zonen. Einige Erwachsenenlehrer aus der englischen Stadt Wolverhampton haben diesem angenehmen Zustand jetzt ein Ende bereitet. Gemeinsam mit den Wanderers, dem örtlichen Fußball-Zweitligisten, wollen sie Fans unterrichten, die im Juni zur WM nach Frankreich reisen. Die Anhänger sollen französische Übersetzungen beliebter britischer Fußballgesänge büffeln und sich die Grundlage für eine zivilisierte Kneipenkonversation antrainieren.

Es ist eine Nachricht, die die Redaktion der Harald Schmidt Show hätte erfinden können. Schmidt karikiert einen Hooligan, grunzt dazu ein paar französische Vokabeln in die Kamera – und fertig ist der Gag. Gewiß, über den Kurs kann man sich amüsieren, aber eher, weil die Fans zum Beispiel eine französische Version des Songs „Three Lions“ lernen sollen. Die maßgebliche Zeile dieses Liedes, das bei der letzten Europameisterschaft in England zum Hit avancierte, heißt dummerweise: „Football's coming home“. Da der Fußball in diesem Sommer aber, so großzügig man es auch zu interpretieren versucht, nicht nach Hause kommt, ist kaum einzusehen, warum das Stück gepaukt werden muß.

Ohnehin hat es in der Geschichte des internationalen Fußballs noch keinen Zuschauer gestört, daß er nicht versteht, was durchs Stadion hallt. Schließlich kommt es auf die Lautstärke an, den Enthusiasmus und die Ausdauer. Abgesehen davon sind die Gesänge in erster Linie für die Spieler bestimmt, denen man, bei aller Skepsis, zutrauen darf, daß sie ihre Landessprache beherrschen.

Immerhin: In Deutschland sind Kurse wie in Wolverhampton nicht geplant, bedingt nicht zuletzt durch die besonderen Charakteristika der schwarzrotgoldenen Schlachtrufe. Das nach einem zackigen Klatschrhythmus herausgebrüllte „Sieg!“ versteht man überall auf der Welt nur zu gut. Und „Wir singen Humba Humba Humba Tätärä“ gilt unter Linguisten als kaum übersetzbar. René Martens

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