■ Querspalte: Kotzender Adler
Die Ente? Ja, warum denn nicht! Oder Drossel und Fink als Star? Wir hätten uns die weise Eule vorstellen können und selbst das Hähnchen, ob gerupft oder gebraten. Aber nein: Es geht weiter mit Adler. Jetzt kommt der Nationalgreif in neuer Optik über uns, aber wie! Schon wünscht man sich subito die Anarchie herbei. Eine herrschaftsfreie Welt. Wegen der abgrundtiefen Häßlichkeit ihrer nationalen Symbole. Das amtliche Bonn hat sich ein neues offiziöses Adlerdesign zugelegt, das ist aber selbst so unansehnlich altbacken, modernefrei und pümpfig witzlos geraten, daß sich ausgewiesene Häßlichkeiten wie Pute oder Kuckuck schier schlapplachen. Je eine Feder auf beiden Seiten wurde ihm gerupft, die Zung' verkürzt, ein Aug' eingesetzt, die Brusthaare wegrasiert. Insgesamt scheint er zu kotzen, unglücklich, verfettet und hat neu beschnittene Senkspreizkrallen.
Der stets lustige Beamtenjargon nennt ihn „flotten Helmut“, die alte Version hieß „fette Henne“ und hatte, so das Bürokratenempfinden „Flügel wie Dachlatten“. Wir lachen mit. Verantwortlich ist eine Kunststudentin aus Essen, die einen Bewerb vor 270 anderen Entwürfen gewonnen hat. Sie muß sich jetzt als „Adler-Mutter“ (AP) schmähen lassen. Geblieben ist (aus Adlers Sicht) der Blick nach rechts – als deutscher Adler weiß man schließlich schon immer, woher die Befehle kommen. Da erinnern wir uns allerdings an das revolutionäre deutsche Eishockey-Team bei Olympia – aber nicht, weil sie versehentlich einmal mit seitenverkehrtem Brustadler aufgelaufen waren, sondern weil sie, als das Problem längst von Bonnbeamten öffentlich empört gerügt war und der Verband öffentlich neue Trikotagen angekündigt hatte, trotzdem auch in den nachfolgenden Spielen drei weitere Male mit den wunderbar falschen Hemden aufliefen. Linksguckender Adler – ha, was hat das die Hochbeamten in tiefster Seele geschmerzt! Wie er aber genau aussieht? Wir weigern uns, ihn abzudrucken. Warten Sie auf Ihre nächste Post vom Amte. Bernd Müllender
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