■ Querspalte: Nazis wider Willen
Als sich dieser Tage herausstellte, daß 13 Prozent der sachsen-anhaltinischen Wähler ihre Stimmen der Nazi-Partei des Münchener Millionärs Gerhard Frey gegeben hatten, leistete ihnen die Sozialdemokratie schnelle und unbürokratische Hilfe: Die Nazi-Wähler, erklärte SPD-Ministerpräsident Höppner, seien „sozial an den Rand gedrängt“. Aus dem Sozialdemokratischen ins weniger Labbrige übersetzt: Wer nichts auf der Naht und genausowenig zu melden hat, dem bleibe eben nichts als der Hitler-Gruß. Aus Sicht der SPD sind Nazis also keine Nazis, sondern allenfalls Nazis wider Willen.
So möchte es vor allem der SPD-Boß Gerhard Schröder sehen, der eindringlich davor warnt, Rechtsradikale auch als Rechtsradikale wahrzunehmen und zu bezeichnen; er, Schröder, will jedenfalls „um diese Menschen kämpfen“. Weshalb er auch mit der Nazi-Parole „Kriminelle Ausländer raus!“ durchs Land plachandert – allerdings mit nur geringem Erfolg: Nazis wählen eben lieber richtige Nazis als einen, der sich anbiedert, der ihre Schlagworte übernimmt, ihnen zum Munde redet und mit weit geöffneten Armen auf sie zutorkelt.
Das Appeasement der SPD gegenüber den Nazis ist politisch nicht nur widerlich, sondern auch ganz dumm: Indem man sie umwirbt, macht man die Nazis stark, und behandelt man sie als ein paar Jugendliche, die aus Mangel an Taschengeld Zigaretten geklaut haben, lachen sie – nicht zu Unrecht – über diesen Sozialkitsch. Nazis sind Nazis mit voller Absicht, weil sie Nazis sein wollen und weil sie das gut finden. Daß diese relativ leicht zu begreifende Wahrheit nicht in Schröders Sprengkopf hineinpaßt, spricht nicht gegen sie, sondern nur gegen eine geschröderte Sozialdemokratie, die ausruft: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig, beladen und vor allem Deutsche seid.“ Denn das hat der Gerhard Schröder geschworen: Wir dürfen die Nazis nie wieder den Rechten überlassen. Wiglaf Droste
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