■ Querspalte: Impotente aller Länder...
Nachdem diverse Tabuvarianten (Kindersex, Internetsex, Telefonsex) medial durchgenudelt wurden, sind nun die Alten dran. Bislang konnten sie sich schön ausruhen. 50 Prozent aller Männer über 50 und zwei Drittel aller Männer über 70 kriegten keinen mehr hoch. Ab und an nur noch schauten sie mit einem melancholischen Werthers-Echte-Lächeln im Gesicht in der Bärchenguckerei vorbei. Das war's.
Altersweichheit ist eine schöne Einrichtung der Biologie, wie ich finde. Dann kamen die diversen Penisprothesen und Penisaufblaspumpen, denn agil sollen die Senioren sein, und Gruftiesex und wilde Fesselspiele am Lebensabend sind erste Bürgerpflicht. Nun also Viagra. Seit einem Monat ist die neue Potenzpille auf dem Markt. Unzähligen Amerikanern hat sie ihre „Manneskraft“ zurückgegeben, berichtet AP. So auch dem US-Politiker Bob Dole (74), der wegen erektiler Dysfunktionen gegen den mit Priapismus geschlagenen Clinton unterlag. 1991 war Dole wegen Prostatakrebs operiert worden und erzählte immer wieder gern von den Folgen einschließlich Impotenz. Nun kann er wieder. Wunderbar. „Ich wünschte, ich hätte mir schon früher einen Vorrat angelegt“, scherzte der Senior am Donnerstag auf CNN. Der Ansturm auf das Medikament hat in den USA mittlerweile eine hitzige Debatte ausgelöst, wie oft Männer im Monat Sex haben dürfen. Manche Krankenkassen zahlen ihren Kunden acht Pillen im Monat, andere Sex, andere gar keine. Viele Krankenkassen verlangen von Ärzten den Nachweis, daß ihre Patienten aus medizinischen Gründen Viagra benötigen und „es sich nicht um Möchtegern-Casanovas handelt, die zusätzliche Würze in ihr Sexleben bringen wollen“. Was sonst?
Die mexikanische Regierung hat übrigens wegen der zu gewärtigen Folgen (Herzkasper etc.) vor dem Medikament gewarnt. Bild berichtet von Erblindungen in Folge der Einnahme. Viagra ist Ecstasy für die Alten, üble Ausbeutung sowieso und würdelos! Zu begrüßen dagegen wäre ein zu gründender Verein der Impotenten! Detlef Kuhlbrodt
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