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■ QuerspalteSex & Fußball

Wenn es draußen heiß wird, drehen manche Leute durch. Zum Beispiel Klaus Rainer Röhl. Neulich hatte der Ex- Konkretler und nunmehrige Propagandist einer „selbstbewußten Nation“ meine Nachbarschaft bereist und davon in der Welt am Sonntag berichtet. Seltsame Dinge begegneten ihm hier: „12000 Graffitischmierer“, fröhlich-junge Asoziale, „eine Wolke von Patchouli und Haschischdüften hinter sich herziehend“, „niemand von ihnen ist je morgens vom Wecker aufgeweckt worden“, „Rudel hochaggressiver Pubertätslümmel“ und „dazwischen immer wieder, trotz aller Emanzipation, nicht abgetriebene deutsche Kinder“. Und die Kreuzberger Oranienstraße, in „der der Krieg aller gegen alle schon begonnen hat“, erscheint dem delirierenden Röhl als eine „fremde, harte, gar nicht gastliche Welt, abartig wie Kabul oder das abgeriegelte Türkenviertel von Nikosia“.

So kann man es also auch sehen. Vermutlich hatte Röhl zuviel Haschisch geraucht. Das führt bei Ungeübten zuweilen zur Paranoia, während es die Routiniers zu Hochleistungen treiben kann. Bei den Deutschen Alternativ-Fußballmeisterschaften letzte Woche in Regensburg etwa landeten drei Mannschaften, die lediglich während der Spielzeit ihren exorbitanten Haschischkonsum unterbrachen, auf den vorderen Plätzen. Beim Finale beeindruckten die Kifferkicker durch schöne Gesänge wie „Ohne Tore gibt es keinen Sex“ oder auch einfach nur: „V-i-a-g-r-a, ohohohoo!“ Damit jeder was davon hat, soll es Viagra übrigens demnächst auch für Frauen geben. „Bisherige Versuchsreihen hätten gezeigt, daß Frauen nach Einnahme des Wirkstoffs häufiger Sex mit ihren Männern hatten als diejenigen, die ein Placebo nahmen“ (AFP). Toll! Nur die als besonders sexy geltende brasilianische Nationalmannschaft ist gegen den neuen Sexsportimperativ. Den Spielern sind alle Frauenkontakte untersagt. Selbst Stewardessen wurden des Flugzeugs verwiesen, weil sie die Spieler hätten verwirren können. Irgendwie kein Grund, auf Brasilien zu wetten. Detlef Kuhlbrodt

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