■ Querspalte: Morgenlektüre
Die Welt der Nachrichten ist bunt im Sommer. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu läßt sich die Windeln für seine zwei Kinder vom Staat bezahlen. Die Zigarren des Premiers kosten den Steuerzahler etwa 5.400 Mark im Monat, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Fußballer aus Jamaika spielen wie deutsches Gras, und der Berliner Tagesspiegel berichtet von der grotesken Leibesfülle des Kanzlers beim EU-Gipfel. Acht Sitze eines Busses wurden ausgebaut, um dem „überlebensgroßen“ (Times) Oggersheimer Raum zu bieten. Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Bibel).
Apropos Viagra: Ein amerikanischer Philanthrop hat ein paar Millionen Dollar gespendet, damit sich auch Arme die Pille leisten können. „Potenz nur für Reiche, das lehnt er ab.“ (Tagesspiegel) Die Vereinigung der Bordellbesitzer aus Nevada gibt bekannt, daß seit Viagra der Umsatz um 28 Prozent gestiegen sei. Akademisch gebildete Spiegel-Leser bringen es auf den Punkt. Zum Beispiel Dr. Karlheinz Bayer aus Bad Peterstal: „Es hätte Viagra nicht bedurft, um zu zeigen, wie notwendig es ist, endlich über das steife männliche Glied zu reden und seine Darstellung nicht als Pornographie, sondern als alltägliche Erfahrung zu begreifen – oder zumindest als wünschenswerten Zustand.“
Deutschland, deine Leserbriefschreiber! Die haben ihren Doktor doch in der Fernsehlotterie gewonnen! Grad hatte man sich noch über die altersirren Viagra-Junkies lustig gemacht, da liegt ein kostenlos & unverbindliches Schreiben der „Medicom Pharma Aktiengesellschaft“ im Briefkasten, das einen selber zum Kreis der altersschwachen Senioren zählt: „Jetzt für den Sommer kostenlos entdecken: die gesunde Basis – Nobilin Q10.“ Das Multivitalstoff-Präparat sorgt für „eine bessere Vitalstoffversorgung“, beeinflußt die Faltenbildung der Haut im Sommer positiv und kann – grad bei streßgeplagten Rauchern und Trinkern – „Wohlbefinden“ und „Aussehen fördern“. Beleidigen kann ich mich auch alleine. Detlef Kuhlbrodt
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