■ Querspalte: Alles klar?
Die nordirische Politik ist kompliziert, weil es so viele Parteien gibt. Und täglich werden es mehr. Nun will Jeffrey Donaldson, Ex-Freund und neuer Erzfeind des Unionistenchefs David Trimble, seine eigene Partei gründen. Unionistenchef? Trimble hat nur noch eine Minderheit der Unionisten hinter sich, aber er hat mehr U – ein wichtiger Buchstabe in der nordirischen Politik – in seinem Parteinamen: Ulster Unionist Party. Bob McCartney, der sich vor ein paar Jahren von Trimble wegen des zu milden Kurses gegenüber dem radikalen Pfaffen Ian Paisley abgespalten hatte und nun gemeinsame Sache mit eben diesem Paisley macht, hat auch ein Doppel-U, aber es ist nicht so elegant: United Kingdom Unionist Party. Paisley hat nur eins: Democratic Unionist Party. Donaldson will sie nun alle drei ausstechen: United Ulster Unionists soll seine Partei heißen, denn das Wort „united“, vereinigt, ist bei Abspaltungen besonders beliebt.
Alles klar? Nein? Keine Sorge, die britische Nordirland-Ministerin Marjorie Mowlam blickt auch nicht mehr durch. Deshalb hat sie einen genialen Plan ersonnen: Die Parteien im nordirischen Parlament können jede Woche neu definieren, ob sie Unionisten oder Nationalisten sind. Das ist auf die Alliance Party gemünzt, eine kleine unionistische Partei, die bisher als unparteiisch galt. Nun sitzt aber Trimble in der Tinte, weil er bloß die Hälfte der unionistischen Sitze gewonnen hat. Manche Parlamentsentscheidungen müssen aber von einer Mehrheit sowohl der nationalistischen als auch der unionistischen Volksvertreter abgesegnet werden. In diesen Fällen könnten sich die Alliance-Abgeordneten flugs als Unionisten outen, um am nächsten Tag wieder neutral zu sein. Paisley als irischer Nationalist? Denkbar, jedenfalls für ein paar Minuten, wenn er gemeinsam mit Sinn Féin abstimmt, um den katholischen Sozialdemokraten die nationalistische Mehrheit zu verhunzen. Nationalisten? Zu denen kommen wir ein anderes Mal. Rulf Sutschuck
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