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■ QuerspalteSPD-Stahlgewitter

Sommerzeit, schöne Zeit. Viele junge Menschen ziehen auf die Weiden, wo die Kühe grasen, und durchwühlen die lecker fliegenumsummten Kuhfladen nach Pilzen, die bunte Bilder machen und komisch im Kopf. Manche sprechen danach gern in Zungen von ihrem Erweckungserlebnis, in dem „die Realität zur Schimäre“ und „die Schimäre zur Realität“ ward. So auch Clement, der neulich bei einer Veranstaltung über den Medienstandort NRW wohl noch recht „verstrahlt“ war, wie es im Drogenfachjargon so schön heißt. „Die schöne, alte Ordnung der Begriffe, der Grenzzäune und festen Gewißheiten ist unwiederbringlich dahin“, ließ Clement offensichtlich angetörnt verlauten, „zementierte Strukturen werden flüssig, Trennwände werden transparent, scheinbar Unvereinbares wird zusammenwachsen.“ Usw., usf.

„The future is bright“, attestierte ihm Schröder, während anderswo Bodo Hombach, der vermutlich viagrasüchtige Wahlkampfmanager des Kanzlers, erzählte, daß er auf Elefanten-Krawatten stehe. „Allerdings muß der Rüssel nach oben zeigen.“ Erschreckend eigentlich, wenn man sich mal vorstellt, daß solche Leute unbehelligt im Wahlkampfverkehr herumfahren dürfen. Die SPD hat in der Heimat des Kerpener Formel-1-Rennfahrers Michael Schumacher übrigens grad eine besonders intelligente Wahlkampagne „an die Wand gefahren“ (Süddeutsche Zeitung). Die Genossen aus dem Erftkreis hatten Schröder-Plakate geklebt, auf denen neben dem SPD-Logo ein Ferrari und das Markenzeichen des italienischen „Rennstalls“ abgebildet war. Das fand Ferrari nicht so gut. Deshalb mußten die Genossen die Plakate wieder überkleben. Auf dem Plakat hatte es stahlgewittrig geheißen: „Der Wille zum Sieg. Am Nürburgring und in Bonn gilt: Am 27.9. darf es nur einen Sieger geben. Wir kennen ihn schon heute.“ Der andre erwünschte Sieger, Schumacher, wollte nach Lens gleich Hooligans einschläfern lassen. Die Realität kommt den Besuchern der künstlichen Paradiese leicht abhanden. Kuhlbrodt

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