■ Querspalte: Leidensgenossen
Wenn einer sagt, was er nicht will, obwohl er eigentlich will, was er nicht sagt, und dann sagt, daß er nichts mehr sagen will, dann ist das immer irgendwie peinlich. Bundespräsident Roman Herzog ist so ein Fall und daher peinlich. Und wenn einer behauptet, was er nicht beweisen kann, und danach sagt, daß er's nicht beweisen kann und deshalb besser nicht behauptet hätte und außerdem behauptet, das sei das Schlimmste, was ihm im Leben widerfahren sei – dann ist das ziemlich albern. So ist Ted Turner, der Gründer des US-amerikanischen Nachrichtensenders CNN.
Als ob nämlich CNN sich nicht schon ausreichend kasteit hätte für die Ausstrahlung jenes Berichtes über den angeblichen Einsatz von Nervengas gegen US-Deserteure in Laos während des Vietnamkrieges, hat nun auch Ted Turner noch einmal nachgelegt. Nichts in seinem Leben, sagte Turner, habe ihn härter getroffen – nicht der Tod des Vaters, nicht seine Scheidungen, nicht die Niederlage der Atlanta Braves gegen die New York Yankees in der 96er World Series. „CNN war von Beginn an mein Baby“, jammert Turner, als sei der ganze Sender in die Hände des Marc Dutroux gefallen, und: „Wenn Massenselbstmord eine Lösung wäre, würde ich auch darüber nachdenken.“
Wie also stellt sich Glaubwürdigkeit wieder her? Etwa so: Nichts, könnte der Bundespräsident sagen, habe ihn härter getroffen als die Behauptung, er wolle eine zweite Amtszeit, dabei habe er das doch nie und nimmer nicht gesagt. Bei keiner Rede Rudolf Scharpings, keinem Rezept seiner Frau, keinem Abendessen mit deutschen Spitzensportlern habe er so gelitten. Wenn Mord eine Lösung wäre, würde er auch darüber nachdenken, Johannes Rau, Jens Reich und Rita Süssmuth umzubringen. Wenn dann eine Situation entstünde, in der er sich nicht verweigern könnte, dann würde er sich auch nicht verweigern.
Ende der Debatte und Abgang bis zum Herbst. Bernd Pickert
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