■ Querspalte: Die Mühen der Pässe
Die Rampen der Alpen liegen hinter den Fahrern, der Rest ist ziemlich flach. Die Mühen der Ebene sind ein Kinderspiel im Vergleich zu den Anstrengungen, welche die Gebirgspässe – nein, lassen wir die Fachwelt zu Wort kommen:
„Das Leben in den Bergen ist hart und gerecht“, sagte Rudi Altig, als er im vergangenen Jahr als Co-Kommentator während der Tour noch bei Eurosport schuften mußte. In diesem Jahr änderte „der nicht zum Domestiken geborene Mannheimer“ (Hans Blickensdörfer), inzwischen von der ARD eingekauft, seine Weisheit um eine Nuance. Das Leben in den Bergen sei „hart, aber gerecht“, hieß es nun, und weder Herbert Watterott noch Hagen Boßdorf reagierten hörbar auf Altigs Erkenntnis, doch man meinte, aus ihrem Schweigen eine Art Stoßseufzer herauszuhören: „Wann sind wir den endlich wieder los?“ Reibereien zwischen Altig und den Berufsreportern sind öfter zu merken. Als Rudi am Sonntag anmerkte, Pantani wolle vielleicht zwei Etappen hintereinander gewinnen, maßregelte der streberhafte Boßdorf sofort: „Rudi, er hat aber gestern nicht gewonnen.“ Dergleichen irritiert jemanden wie Altig natürlich überhaupt nicht: „Aber er hat es wenigstens versucht!“
Und wer hat nach eigener Aussage in Lourdes eine Kerze für das Team Telekom angezündet? Altig war's. Vielleicht spielt unterschwellig Altigs Spitzname aus aktiven Zeiten eine Rolle, als man ihn „die rollende Apotheke“ nannte. Und die haben sich die braven Saubermänner der ARD nun ins besenreine Haus geholt!
Solange die Mediziner keinen Test entwickelt haben, mit dem sich nachweisen läßt, daß auch Placebos die Leistungsfähigkeit auf unerlaubte Weise erhöhen, interessiert mich das Thema nur sehr periphär. Denn unser Augenmerk sollte sich diesbezüglich auch mal wieder auf den Fußball konzentrieren. Im Kicker war zu lesen, daß St. Pauli von seinem Trikotsponsor Jack Daniels „750.000 Mark plus Sachleistungen“ erhält. Dietrich zur Nedden
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