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■ QuerspalteMit Musik geht alles besser

Erinnern Sie sich noch an Imelda Marcos, die philippinische Diktatorengattin? Sie machte nicht nur damit Schlagzeilen, daß sie ihren Mann beim Ausplündern des südostasiatischen Landes noch übertraf, sondern auch damit, in der Öffentlichkeit zu singen. Mit ihrem Gesang betörte sie sogar den sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnjew und den libyschen Oberst Ghaddafi. In den Philippinen hat das öffentliche Singen von Politikern Tradition. Ein Wahlkampf – auch „Fiesta“ genannt – wäre ohne Politikergesang einfach undenkbar. Wer nichts zu sagen hat, soll es wenigstens singen.

In den Philippinen hat sich inzwischen eingebürgert, daß auch bei Konferenzen gesungen wird. So sangen vor zwei Jahren Präsident Fidel Ramos und Chinas Staatspräsident Jiang Zemin im Duett die Elvis-Schnulze „Love me tender“. Am Rande des Asean-Außenministertreffens kam es Anfang der Woche sogar zu ungewöhnlichen Verbrüderungen. US-Außenministerin Madeleine Albright und ihr russischer Kollege Jewgeni Primakow stimmten ein Duett an: „Wir sind Supermächte... aber wir haben auch Gefühle, trotz unserer Atomwaffen.“ Die indische Delegation war um eine passende musikalische Antwort nicht verlegen. Zur Melodie einer Filmmusik nahm sie die Empörung über die jüngsten Atomversuche aufs Korn: „Sprecht über eure Bikinis, sprecht über eure Atolle, bevor ihr über unseren Wüstensand sprecht“, hieß es unter Anspielung auf die Atomversuche westlicher Staaten.

Schwer beeindruckt von den Gesangskünsten im Fernen Osten zeigte sich gestern die SPD-Baracke in Bonn. Wie die taz aus gewöhnlich gut informierten Kreisen erfuhr, wird jetzt mit Hochdruck an einem musikalischen Wahlkampfkonzept für Gerhard Schröder gearbeitet. Der SPD-Kanzlerkandidat soll schon Gesangsunterricht nehmen, auch werde ihm ein musikalisches Beraterteam zu Seite gestellt. Sehr einfach war dagegen die Auswahl des Wahlkampfsongs: „Wenn ich König von Deutschland wär“. Sven Hansen

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