■ Querspalte: Keine lauen Peter
Albanisch ist die Nationalität des Sommers, keine Frage. Aber was das eigentlich für Menschen sind, die diesen sehr angesagten Paß in der Hosentasche haben, bleibt noch nebulös. Da gibt es einmal unsere grundguten Kameraden aus dem kleinen Kosovo, die wir, wie es derzeit üblich ist, einmal als Albaner bezeichnen wollen, obwohl sie eigentlich Jugoslawen sind. Diese Helden verteidigen ihre Scholle bis zum letzten Blutstropfen gegen den Genossen Völkermörder aus Serbien. Große Resonanz in den Medien finden aber auch die bösen Albaner aus derselben Provinz, die nicht gegen Miloševićs entmenschte Krieger ihre Waffe erheben, sondern damit lieber in unseren Rotlichtbezirken herumballern, also unschöne Sitten einführen am Prostitutions-, Drogenhandels- und Glücksspiel-Standort Deutschland.
Ja, einige steigen sogar in unsere Villen ein! Von einer „organisierten Einbrechertruppe aus dem Kosovo“, die in Norddeutschland „über ganze Landstriche herfiel“, weiß das Hamburger Abendblatt zu berichten. Spiegel Special hat derweil penibel recherchiert, daß für den „Niedergang der deutschen Luden“ in Hamburg, Hannover, Dortmund, Frankfurt und München nicht zuletzt die kriminellen Organisationstalente aus dem Kosovo gesorgt hätten. Wird sich die DVU das gefallen lassen? Immerhin, es wird sie freuen, daß sich die Medienstars auch untereinander nicht wie Gentleman verhalten. Das Hamburger Abendblatt: „Im Drogengeschäft kann sich ein Albaner seines Lebens nie ganz sicher sein.“
Fest steht zumindest, daß der Albaner an sich kein lauer Peter ist, sondern daß er anpackt und es ständig herzogisch ruckt in ihm. Das legt auch Wolfgang Pohrt in konkret nahe: „Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Kosovo können uns Kapitalismus nur beibringen. Sie haben das Survival of the fittest im tiefsten Elend gelernt. Es sind die Fittesten, die sich durchgeschlagen haben bis hierher.“ Wer also demnächst auf Anraten eines Unternehmensberaters wegrationalisiert wird, weiß: Bestimmt war's ein Albaner. René Martens
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