■ Querspalte: Post posttemporär
Unsere gute alte Post streitet sich derzeit mal wieder um ihre Monopolrechte. Nur sie will bis Ende 2002 Briefe (bis 200 Gramm) verteilen dürfen. Weil nur ihre Bediensteten flächendeckend arbeiteten, also auch die Urlaubsgrußkarte mit einem fröhlichen „Moinmoin!“ auf die einsame Hallig schleppen, und sich nicht nur, wie die böse renditefixierten Mitbewerber, die Rosinen herauspicken. Nun unterlag die Post allerdings gerade vor Gericht gegen einen privaten Konkurrenten vor Ort, weil der „eine qualitativ höherwertige Dienstleistung“ schafft (billiger, taggleiche Zustellung).
Gemein! Wir brauchen die Post. Über wen etwa soll man sich ärgern, wenn das Zustellmonopol fällt? Über wen soll man lachen, wenn man einen Brief nach Bonn ans „Bundeskanzleramt“ schickt, sich in Eile um eine hintere Ziffer in der Postleitzahl vertut und den Brief mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“ zurückerhält? Seit Erfindung der Postkutsche gibt es Tests, wie viele Briefe am nächsten Tag den Empfänger erreichen (laut Post circa 101 Prozent). Allerdings: Zu welcher Uhrzeit wird gern außer acht gelassen.
Der eigene Briefkasten ist mal wieder: leer! Grund: Gegenwärtig (also seit ein paar Wochen) kommt die Aushilfe der Aushilfe gegen 15.30 Uhr (bei gutem Wetter). Spät? Vertretbar? Ein Anruf bei der 0180-Servicenummer der Post AG ergab Aufklärung. Frage: „Was sagen Sie einem Kunden, der findet, 15.30 Uhr sei recht spät?“ Antwort: „Dem sage ich, daß er noch Glück hat und nicht, wie andernorts, erst um 18 oder 19 Uhr dran ist.“ Replik: Keine. Sprachlosigkeit.
Geben wir zu: Wir schreiben auch im Zeitalter von Fax und Mail zuviel. Und: Die Lieferung um 15.30 Uhr ist tatsächlich die vom folgenden Tage. Wir werden es zu schätzen wissen, wenn uns die Post bald die Montagspost überpünktlich morgens um acht bringt. Donnerstags. Bernd Müllender
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