■ Querspalte: Lesen Sie Rambo!
Damals, als noch Helmut Kohl regierte und die Welt noch einfach war, da hatte auch das Böse einen Namen, nämlich Hans-Olaf Henkel. Jener Henkel war Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und forderte in den Zeiten von Rekordrenditen: „Wir leisten uns fünf Millionen Sozialhilfeempfänger. Das muß aufhören!“ Für Ideen wie Ökosteuer und Emissionsgrenzen hatte der Wortgewaltige stets Metaphern von 1945 bereit: „Ein rot-grün lackierter Morgenthau-Plan, der Deutschland zu einem Agrarland machen würde.“
Sein „Rambo“-Image amüsierte ihn köstlich. Er kokettierte gar mit seiner Schulzeit in gleich elf Hamburger Lehranstalten: „Ich war wohl ein recht schwer erziehbares Kind.“ Ja, niemand gab in den Zeiten der Massenarbeitslosigkeit den kalt lächelnden Wegrationalisierer so authentisch wie Henkel. Gegen die „Reizfigur“ Henkel hätte sogar Dagobert Duck wie ein Sozialdemokrat gewirkt.
Als am 27. September alles anders wurde und die „Katastrophe“ (Henkel) über Deutschland kam, da beeilte sich derselbe, Schröder noch in der Wahlnacht zu gratulieren: „Ich bin immer da, wo der Sieger ist.“
In dieser fürs Weihnachtsgeschäft günstigen Woche stellte er sein Buch vor: „Ich habe versucht, einmal das alles aufzuschreiben, was ich mich sonst öffentlich nicht zu sagen traue.“ Ist es ein moderner Knigge: „Der Henkel. Rüpeln in der besseren Gesellschaft“? Oder ein politisches Pamphlet: „Lohn fort im Krankheitsfall!“? Oder gar schlüpfrige Enthüllungen: „Zärtlicher Kahlschlag – soziale Härten von der BDI-Domina“? Nein, Henkels Buch heißt: „Jetzt oder nie. Ein Bündnis für Nachhaltigkeit in der Politik“. Henkel plädiert, unsere Entscheidungsträger mögen auch an die nachfolgenden Generationen denken. Auch die Rezensentin der Süddeutschen kann es nicht fassen: „Im Grunde genommen ist Henkels Herzensanliegen ein ganz und gar ehrenwertes.“ Ach so. Robin Alexander
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