■ Querspalte: Rettet Helmuts Reihenhaus!
Wer gestern die Süddeutsche Zeitung aufschlug, konnte über eine große Anzeige stolpern mit dem Titel „Dank an Helmut Schmidt“. Haben wir da etwas verpaßt? „Helmut Schmidt wird am 23. Dezember 80 Jahre alt.“ Kinder, wie die Zeit vergeht! „Wir Deutsche haben ihm viel zu verdanken: Sein Wirken als Hamburger Senator, Parlamentarier, Minister und Bundeskanzler bleibt unvergessen.“ Von seinem unfreiwilligen Beitrag zur Gründung der Grünen ganz zu schweigen.
„Unsere Dankbarkeit können wir am besten ausdrücken“, frohlocken die unvermeidliche Gräfin Dönhoff, Joachim Fest und Rainer Barzel als Mitunterzeichner der Anzeige, „indem wir die Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung mit einer Spende bedenken.“ Um Gottes willen, sind das nicht die Leute, die dafür kämpfen, daß das Schmidtsche Reihenhäuschen in Hamburg-Langenhorn mit dem berühmt-berüchtigten Partykeller in ein Helmut-und-Loki-Schmidt-Museum umgewandelt wird? Eines fernen Tages, versteht sich, wenn die beiden nicht mehr sind. Richtig: „Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Hinweise, Unterlagen und Zeugnisse zum großen Lebenswerk des ehemaligen Bundeskanzlers zusammenzutragen und zu dokumentieren.“
Die clevere Idee: Statt den ganzen Klumpatsch, der sich in Jahrzehnten angesammelt hat, dem Staat zu vermachen, läßt man sich zu Lebzeiten alles abkaufen. Stilgeschichtlich ist das Projekt völlig in Ordnung: Helmut Schmidt war der einzige Bundeskanzler, der in den Bonner Kanzlerbungalow wirklich hineinpaßte, ein in den Fünfzigern hochmoderner Bau von Sep Ruf. Und auch das Hamburger Reihenhäuschen atmet noch den Geist der skandinavischen Moderne.
Aber warum wurde der Spendenaufruf auch von Nicole Heesters unterzeichnet? Gehörte die Joopi-Tochter und einstige Tatort-Kommissarin ebenfalls zur Hamburger Partykellermafia um Giscard d'Estaing und Breschnew? Frau Heesters, dann spenden Sie doch ihre Discofummel, zum Kuckuck! Reinhard Krause
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