■ Querspalte: Der Flash
Laut tönen heisere Kehlen, rauh vom ständigen Marktgeschrei. Obwohl, das gepriesene Produkt ist ein leises, ein lautloses sogar. Wellen. Elektromagnetisch schwirren sie durch die Gegend. Keiner spürt sie, nur ein paar sensible Gemüter glauben sich durchdrungen. Weil das aber nicht sein kann, landen diese Leute dann in geschlossenen Abteilungen. Ordentlich festgezurrt, mit Aluminium-Abwehrschilden bewehrt und gummig eingezellt, vernehmen die Siebensinnigen nun besonderen Schall. Völlig kostenlos kommt er daher.
Telefonieren kostenlos? Bumm. Fuhren bisher gutgelaunte junge Menschen in einem Cabriolet werbemäßig gegen eine Betonwand oder per Rückwärtsgang in die falsche Richtung, so durchdringen die Cruiser nun butterweich eine Membran und fahren schön ordentlich geradeaus. Mannesmann Arcor macht es möglich, verkünden, was nicht sein kann: Telegrafieren kostenlos. Eine Tochter hat man dazu in die Welt gesetzt. Teleflash heißt sie und macht's ganz ohne Kohle.
Echt? Echt. Kein elendiger Trick, kein morsches Hintertürchen, keine fiese Klausel, kein böses Erwachen? Doch, doch, doch, doch. Zwar schreiben die Teleflasher vielversprechend: „Bei uns können sie kostenlos, innerhalb Deutschlands im Festnetz, Freunde und Bekannte anrufen.“ Toll. Aber dann schieben sie nach: „Lediglich alle 1,5 Minuten wird ihr Telefonat unterbrochen und für etwa 20 Sekunden Werbung eingespielt.“
Das sollte doch kein Problem sein. Oder? Mit dem Schwarm gerade auf Telefonbalz und knack, der neue Werbespot von Always Ultra verspricht grenzenlose Saugfähigkeit. Nun ja. Dann der wöchentliche Pflichtanruf bei den Oldies. Einspielung. Stihl, die Kettensäge, die hartnäckige Probleme löst. Mmm. Und später ruft noch Urgroßmutter an. Klack. Eine Ilja-Rogoff-Knoblauchpille purzelt in den Gehörgang.
Trotz unbestreitbarer Vorteile, das Gerücht, die taz würde aufgrund finanzieller Engpässe das Angebot nutzen, kann vorerst nicht bestätigt werden. Markus Völker
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