■ Querspalte: Fragen an den Kaiser
„Wir haben erstmals seit 1954 ein Generationsproblem. Im Nationalteam spielen nur Durchschnittsspieler, Handwerker eben.“ Warum so hart, Herr Kaiser Franz? Gewiß, sie selber waren als Abiturient unter Hilfsschülern schon immer eine Ausnahmeerscheinung auf deutschen Bolzplätzen, und der Betriebswirtschaftsstudent und Fußballmanager Oliver Bierhoff ließ gar an noch Höheres glauben. Aber war der deutsche Fußball nicht letztlich immer eine Sache der harten Fußwerksarbeit?
Also, nichts gegen das deutsche Handwerk! Sind wir nicht letztlich sogar alle ein Volk von Handwerkern? Wenn sogar der Kanzler und einstmals begnadete Mittelstürmer des Turn- und Sportvereins Talle immerfort nur „handwerkliche Fehler“ macht. Da sage noch einer, Politik habe mit Kopfarbeit zu tun.
Bei dieser neuen Politikergeneration der 68er offensichtlich nicht. Nachdem der handwerkelnde Kanzler bereits die Unterscheidung zwischen rechts und links im schwarzen Loch der Neuen Mitte hatte verschwinden lassen, beseitigt er jetzt sogar die Unterscheidung zwischen Kopf- und Handarbeit. Aber, wie sie zu Recht schon sagten, Herr Kaiser: Wir haben da eben ein Generationsproblem. Wenn da nicht die Grünen wären, die wenigstens noch ab und an Gedanken zwischen Genie und Wahnsinn aufkommen lassen, ja denen sogar schwere Anflüge von „höherer Gewalt“ von Zeit zu Zeit unterlaufen.
Hoffentlich kommen die jetzt durch die Hessen-Wahl nicht auch noch auf dumme politik-handwerkliche Einfälle. Kopf hoch, ihr wackeren Grün-Kopferten! Deshalb, verehrter Herr Kaiser, halte ich es lieber mit ihrem Kollegen Fußball- Kopfarbeiter und Ober-Grünen Lothar Matthäus und seinen ermunternden Worten: „Wir haben derzeit ein Tief mit dunklen Wolken. Aber auch diese Wolken ziehen weiter, und es wird wieder die Sonne scheinen.“ Albrecht von Lucke
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