■ Querspalte: Die schwäbische Sex-Falle
Der grüne Turko-Schwabe Cem Özdemir ist schon ein feiner Gurkenkopf. Da tischt er uns heute im neuen Fokus folgende Räuberpistole auf: Vor zwei Jahren habe ihn in einem Ludwigsburger Hotel ein angeblicher Journalist im Auftrag des türkischen Geheimdienstes MIT „mit einer Frau verkuppeln“ wollen, um ihn mit „der kompromittierenden Situation“ zu erpressen. Dies sei ihm aufgegangen, als er später vom damaligen Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer vertraulich vor einer „Sex-Falle“ gewarnt worden sei.
Dies Geheimgespräch hätte man gern abhören mögen: „Özdemir, passen Sie in nächster Zeit auf, daß Sie nicht in eine Sex-Falle tappen“, raunt Schmidbauer dem wichtigen Innenpolitiker zu, und Özdemir wispert mit blinkender Glühbirne überm Kopf zurück: „Sex? Da war doch was? In Ludwigsburg. Beinahe hätte sie zugeschnappt, aber im letzten Moment bin ich aus der Falle gesprungen.“
Wie kann man eigentlich durch Sex kompromittiert werden? Als Grüner? Bislang dachte man immer, die haben so was gar nicht. Oder allenfalls Wollsocken-Erotik. Und jetzt das! Eine knisternde Affäre mit beinah clintonesken Zügen: eine willige Liebespartnerin – nachts im Hotel – im amourösen Ludwigsburg – mit dem innenpolitischen Sprecher der Grünen – von türkischen Agenten umzingelt. Doch leider hat der türkische Geheimdienst die Lage völlig falsch eingeschätzt. Denn was macht Özdemir? Statt reinzuspringen ins Abenteuer; statt zu mauseln, was das Zeug hält; statt sich am nächsten Morgen „Danke für die schöne Nacht, aber – ätsch – mir ist es so was von egal, ob das öffentlich wird oder nicht“ zu verabschieden, weist er das Angebot schnöde zurück. Lehnt einfach ab. Hauptsache, die Moral steht. Wie eine Eins. Wenn auch als einziges. Das kommt davon, wenn man von schwäbischen Pietisten gnadenlos assimiliert wird und jede oreintalische Sinnenfreude verliert. Armer Özdemir. Ist nicht in die Sex-, sondern in die Schwaben-Falle getappt. Michael Ringel
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