■ Querspalte: Marika Rökk nach Tetovo
Wo bleibt Bob Hope? Der Name ist Kriegsprogramm. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat der amerikanische Komiker als Truppenbetreuer jede Kampagne mitgemacht: Korea, Vietnam, zuletzt am Golf, wo er mit 95 Jahren auf die Bühne gehoben wurde, um den Soldaten mit ein paar schalen Witzen die Langeweile in den Feuerpausen zu vertreiben.
Und was ist mit unseren Jungs? Draußen beim öden Balkanfeldzug? Im makedonischen Heerlager? Gibt es keine verdienten Kräfte des deutschen Schaugeschäfts, die nicht mehr allzu dringend benötigt werden und deshalb zur Truppenbetreuung abkommandiert werden könnten? Die schon Kriegserfahrung mitbringen und sich mit Durchhalteparolen auskennen? Wie wär's mit der unverwüstlichen „Homocenta“-Tänzerin? Marika Rökk nach Tetovo. Steppen in Makedonien. Oder als Wunderwaffe fürs Kosovo: Johannes Heesters. Mit dem weißen Schal der Sympathie: „Heut gehn wir ins Maxime / und feiern das Regime.“ Schade, daß Rühmann nicht mehr lebt. Als „Quax, der Tarnkappenbomberbruchpilot“ würde er die Kampfmoral der Truppe sicher heben. Dafür darf die Reichsgletscherspalte Leni Riefenstahl den offiziellen Ufa-Bundeswehrfilm zur Kriegspremiere drehen: „Triumph des Killens“.
Die Heeresstelle für “Feiergestaltung“ könnte am Dienstag der kommenden Woche ein großes Evergreen-Festival organisieren. Dann jährt sich am 6. April zum 58. Mal der Tag der Erstbombardierung Belgrads durch deutsche Piloten. Das damalige Unternehmen „Marita“ war ein großer Erfolg. Deshalb jetzt das Remake – mit Marika. Zu dem der bundeswehreigene Radiosender die „Jetzt erst recht-Top ten“ bewährter Schlager beisteuert: „Das kann doch 'nen Tornado nicht erschüttern, / keine Angst, keine Angst, Jetpilot“ oder „Flieger, grüß mir die Serben“ oder „Daaavon geeeht das Kosovo nicht unter“. Wer weiß, womöglich wird ein Wunder geschehen: Singend und tanzend führen Bob Hope und Marika Rökk die Nato-Truppen zum Sieg. Michael Ringel
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