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■ Die Kunst des Nachtretens

Niemand beherrschte die Kunst des Nachtretens so gut wie der mexikanische Fußballspieler Hugo Sanchez, der in den 80er Jahren manches Foul beging und zu den zehn bösartigsten Athleten des Planeten gehörte. War der Ball längst weg, trat er gern das Schien- oder Nasenbein seines Gegenspielers ein. Und wenn ihn zufällig der Schiedsrichter erwischte, konnte er wunderbar Unschuld heuchelnd vom Platz schleichen.

 Auch ein großer Nachtreter ist Heiner Geißler. Der ehemalige CDU-Generalsekretär und Jesuitenzögling handelt momentan nach der Devise: „Du musst nur lang genug am Ufer des Flusses sitzen, dann wirst du die Leiche deines Feindes vorbeischwimmen sehen.“ Fett schwimmt oben und Kohl gerade vorbei. 1989 bekam Geißler vom damaligen Kanzler einen Tritt, und jetzt schlägt er zurück: Kohl habe von schwarzen Konten der CDU gewusst, erklärt das Heuchelin versprühende Unschuldslamm, und Bild am Sonntag wetzt schon genüsslich die moralischen Messer: „Es wird einsam um den großen Helmut Kohl“.

 Nachtreten macht Freude, denkt sich auch ***. So das Pseudonym eines „hohen Regierungsbeamten“, der für die BamS eine Serie mit dem schmierigen Titel „SPD intim“ verfasst und „anonym bleiben möchte“. Der Geschwätzigkeit und dem plumpen Amtsarschdeutsch nach handelt es sich bei dem „Insider“, der „auspackt“, um eine junge Kraft im Kanzleramt, die auf Anweisung Schröders gegen Lafontaine nachtritt, dass sich die Schienbeine biegen. Doch der Gesell ist längst noch kein Meister. Um den Hugo-Sanchez-Heuchel-Gedächtnispokal zu bekommen, sollte der Burschi aus der Anonymität heraustreten und öffentlich sein Diplom in Scheinheiligkeit ablegen: Er wisse von nichts ... Politik ohne Heuchler ist wie Fußball ohne Blutgrätsche. Michael Ringel

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