Querspalte:
Der war schon tot
Der erste Monat des neuen Jahrtausends (ja, ja, ich weiß, erst nächstes Jahr ...) ist vorbei. Was machen eigentlich die ganzen Sektenmitglieder, die sich Anfang Dezember in die Berge des Himalajas (reiche Sekten) oder den Harz (arme Sekten) zurückgezogen haben, um den Weltuntergang zu zelebrieren? Sind diese ganzen Naturburschen wieder da? So ganz normal? „Ach, war doch nicht? Schade, na dann geh ich wieder nach Hause!“ Ich glaube nein.
In den „abgelegenen Urtälern“ der Alpen wurde nämlich grade das Leben von Ötzi, der berühmtesten Mumie der Welt, und seiner „Sippe“ verfilmt. Und dazu braucht es schließlich Statisten. Wütende Statisten! Denn: „Ob Luchs, Reh oder Bär, kein Tier ist vor dem Hunger des Jägers und seiner Sippe sicher. Am laufenden Band tötet er Tiere, nimmt sie aus und zieht ihnen das Fell über die Ohren“, so der Regisseur Kurt Mündl. Das ist doch eine schöne Aufgabe für enttäuschte Paranoiker und spart den Psychoanalytiker. Kurt Mündl ist Tierfilmer, und deshalb ist auch kein Tier beim Drehen gestorben: „Die waren alle schon tot! Ehrlich!“ Einmal habe er sich sogar einen frisch geschossenen Bären aus dem Kosovo (!) „ausgeliehen“.
Ob Paco Rabanne, der Modeschöpfer aus Paris, auch mitspielt? Der sagte: „Falls die Welt nicht untergeht oder nicht wenigstens die Mir auf Paris fällt, halte ich für immer den Schnabel.“ Eine schöne Vorstellung. Rabanne bezichtigt sich im Übrigen auch, den Pharao Tutanchamun ermordet zu haben. Er kennt sich also in der Materie aus. So ein kleiner „Der war schon tot!“-Bär aus dem Kosovo wird ihm keine Probleme machen. In diesem Sinne: Liebe Weltuntergangsanhänger: Macht euch nichts draus, irgendwann klappt das noch. Vielleicht ja schon am 29. Februar. Was sagt denn Nostradamus dazu? Ach, der hat nur bis zum Jahr 2000 gedacht? Schade. Sarah Schmidt
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