Querspalte:
Rettet dem Spass
Zugegeben, eigentlich gibt es Thementabus in dieser Rubrik. Aus Gründen des vorgeblich schweren Ausgelutschtseins: Nichts mehr über die arme Deutsche Bahn! Und nichts über die Rechtschreibreform! Was aber, wenn beide Themen kollidieren?
Neulich im ICE-Bistrobereich: Ausweislich ihrer Namensschilder servicen „Frau Spassmann“ und „Herr Spaßmann“. Der böse Verdacht wird sofort bestätigt: Ja, erklären die Eheleute, sein Name sei falsch geschrieben. Warum? Schulterzucken.
Vielleicht war es der gemeine bahnerte Deppismus. Wahrscheinlich aber war ein übereifriger und rechtschreibreformgläubiger Bahnnamensschilderbeschrifterhauptmeister am Werk. Und der hatte gerade gelernt: Spaß bleibt Spaß! Und Spass ist falsch! Beim Spaß hat das Buchstaben-Kuriosum ß sein G(h)etto behalten, weil man, so die Regel, das a eben lang ausspricht. Aber, tut man das überall in Rechtschreibreformland? Nein: Im Ruhrgebiet, im angrenzenden Restfalen und mancheranderorts wird dieser so konstitutive Begriff unserer nämlichen Gesellschaft knackig kurz ausgesprochen. Man hat eben Spass. Spaß? Ist nicht.
Das ist mehr als ein Dilemma. Das ist oktroyierter Zwangsspaß. Hegemoniale Vereinheitlichung. Ein rigides Abwürgen regionaler Besonderheiten und somit böse Kulturvernichtung.
Wie sollen Kinder lernen, Spass zu haben, das auch zu sagen, aber Spaß zu schreiben, egal ob sie dabei Spaß oder Spass haben oder beides nicht? Nein, die Hinschreib- und damit Aussprechreform-Diktatur macht weder Spaß noch Spass! Nicht Frau Spassmann in der Spaßgesellschaft noch Herrn Spaßmann in der Spassgesellschaft. Rettet dem Spass! Bernd Müllender
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