: Querrotierend durch grünen Käse
■ betr.: "What is left?" (Thesen zur Identitätsdebatte der Linken) von Ralf Fücks, taz vom 10.11.90
„Wie schrecklich“, sagte ein Wurm zum anderen, „neulich sah ich einen Vogel, der mußte die Flügel bewegen, um vorwärts zu kommen!“
Daß Leute, die sich querrotierend durch grünen Käse fressen, nur die Vorstellungskraft einer Made besitzen, überrascht kaum. Daß „niemandem mehr eine sozialistische Utopie gelingt, die über fromme Absichten hinausgeht“, ist schlicht ignorant. Siehe zum Beispiel erster Reader der RaL (Seite 168). Fromm sind die dort formulierten Absichten allerdings nicht, laufen sie doch auf die Enteignung von zwei Millionen UnternehmerInnen und die Ersetzung von 25 Millionen privaten Haushalten durch ein paar hunderttausend Kommunen hinaus — als Voraussetzung für „Ökologie, Feminismus und BürgerInnenrechte“.
Und eben auch auf die Abschaffung jener Klasse von BerufspolitikerInnen, die der Durchsetzung einer RRRRevolution (ohne „Bürgerkrieg“!) im Wege stehen. Daß die Konkretisierung solcher Utopie und Strategie nicht von satten KrämerInnen des grünen Bauchladens betrieben wird, sondern eher von Leuten, denen Ralf Fücksens ach so „zivile“ Gesellschaft ununterbrochen das Messer an die Kehle hält, dürfte doch einleuchten? Merke: der real existierende „Sozialismus“ ist (endlich, endlich, Göttin sei Dank) deswegen nicht mehr existent, weil er auf halben Wege umgekehrt ist und nur die Sozialisierung der Produktion, nicht aber auch der Reproduktion und des Staates erreichte, nicht zuviel, sondern zuwenig plante, nicht zuwenig Partein-„Pluralismus“, sondern eine zu wenig demokratische Partei hatte. [...] Hans Nieters, Bonn
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