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Querrille

The Bathers - Sunpowder (Marina/Indigo)

Seine ganz besondere Stimme war Tom Waits etliche Mühen wert. Es brauchte Jahre des konsequenten und hingebungsvollen Alkoholkonsums („Das ist kein Jim Beam“), bis der Liebling des Thalia-Black-Rider-Bildungsmobs endlich sein Organ tiefergelegt hatte. Der Aufwand lohnte sich: Das Waits'sche Timbre ist unverwechselbar.

Uneingedenk dieser Anstrengungen kommt nun mirnichtsdirnichts ein schottischer Musiker namens Chris Thomson daher, der gerne wie der Meister klänge. Weil man von literweise Grauburgunder oder gelber Brause mit Korn zwar ordentlich pissen muß, aber keine sonorere Stimme bekommt, kann das jedoch nichts werden. Das muß der Kopf von The Bathers einsehen, was er aber nicht tut, weshalb die vierte Platte seiner Band vollkommen mißraten ist.

Prätentiös-pianolastige Balladen mit reichlich Streichern und Landsfrau Elizabeth Frazer von den Cocteau Twins als sphärischem Support dicken ein zu einem tranigen Sud. Immerfort quält der Pseudotiefgang („The dream is over, long live the dream“) – „emotionsgeladenes Schaffen“, meint der Promo-Zettel –, dem nicht einmal anachronistischer Charme anhaftet, sondern nur noch der Mief des Ewiggestrigen entströmt. Der Mundgeruch Erich Mielkes zählt vor, während drei Literatur-Studenten nach einigen gemeinsamen Seiten Sartre beschließen, eine Band zu gründen („Die lassen wir extra aus Deutschland einfliegen“).

Das sollte reichen, doch Thomson glaubt auch noch, Van Morrison mit Tim Buckley kreuzen zu müssen. Ein weiterer Fehler, ergibt das doch Van Buckley oder Tim Morrison, aber keine gute Platte. cleg

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