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Querrille

Nationalgalerie – Meskalin

(Dragnet/Sony)

In Hamburg geht die Geschmackspolizei um. Sie schiebt gesundheitliche Gründe vor – die Nationalgalerie errege Arschkrebs. Letztens hatte ich im Vorbeigehen die Bemerkung aufgeschnappt, daß Hamburg deshalb so toll sei, weil man hier auf Leute träfe, denen man nicht erst erklären müsse, warum die Nationalgalerie scheiße sei. Das schüchtert ein und treibt in bequeme Ignoranz. Umso überraschter war ich, als ich Meskalin, das nunmehr vierte Album dieser, in der Bad Sulzuflener Kolonie eingeborenen, Band hörte und mich damit zum ersten Mal mit der Nationalgalerie auseinandersetzte.

Schrammeliger hatte ich sie mir vorgestellt, eher als Pop- denn als Rockband. Doch ist gute Rockmusik letztlich nicht lediglich eine rüdere Art mit Popsongs umzugehen? Meskalin ist ge-spickt mit Zitaten, Klischees und Beutegut aus der amerikanischen Geschichtsschreibung von Punkrock. So zollt „Tütensuppe“ ehrfurchtsvoll Tribut an Patti Smith. Zu dem kompakten Zusammenspiel seiner Band nuschelt Niels Freivert mit sanft nasaler Stimme seine lakonischen, assoziativen Texte – selten wird er dabei so konkret wie in „Alles“. „Ich werde mich bemühen“, heißt es dann, „sollten wir uns treffen aus Versehen, den Schwachmaten an deiner Seite bei seinem Vornamen zu nennen.“ Gesang und Instrumente bilden einen gesunden Verbund. Mit „In Wien“ ist ihnen sogar ein Hit von unfreiwilliger Trendyness gelungen.

Leider fällt die zweite Hälfte der Platte abrupt ab. Auch nach wiederholtem Hören bleiben bloß schale Assoziationen hängen wie „Selig ohne Teenage Kick“ oder „U2 mit angezogener Handbremse“. Die Nationalgalerie sollte sich entscheiden, ob sie Stadien füllen oder eine wirkliche Alternative zu Westernhagen und Co. sein will. Trotzdem plädiere ich für Bewährung. Thomas Overdick

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