: Querrille
Il Gran Teatro Amaro – Piazza Orphelins
(Rec Rec Music/EfA)
Schade ist, daß es in unserer Welt keine Bars für diese Band mehr gibt. Denn um mit den melancholischen, den schlunzig ergreifenden, den zornigen und den leichten Liedern von Il Gran Teatro Amaro emotional mithalten zu können, müßte man eigentlich in einer düsteren, schlicht eingerichteten Trinkstube lümmeln, in der sich höchstgewöhnliche Originale mit liebesverzehrten Nachtschwärmern mischen. Dann käme der Auftritt der vierköpfigen europäischen Akustikband, und für wertvolle Minuten würden alle Romantiker sich in der Musik wiedererkennen und sich damit selbst vergessen. Wenn Francoise-Régis Cambuzat Lou Reeds „Afterhours“ zu feinem Liebesmehl zerreibt, wenn Klezmer-Fetzen und Chanson-Melodien ihre geistige Nachbarschaft feiern, wenn Flamenco und Nocturne in einem seligen Abgesang auf die Vertreibung der Nachtmahre aus den Gehirnen zu Tränen rühren, dann ist alle Müdigkeit vergessen, und das Herz wächst auf das Doppelte. Hier, auf der mittlerweile dritten Platte des Quartetts, zählt kein Stil, keine Grenze, hier ist nur ein Lebensgefühl von Bedeutung, das dem Vergangenen nachsingt, ohne auch nur einen Atemzug lang wehleidig zu klingen. Fernweh-, Sehnsuchts-, Ergriffenheitsgefährdete bekommen hier den Stoff, nach dem sie süchtig sind, in voller Reinheit. Am heutigen Donnerstag um 21 Uhr werden sie all das in der Fabrik demonstieren. tlb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen